13 - Emma verliert den Boden unter
ihren Füssen
Ich bin, wie viele andere Menschen auch, sehr harmoniebedürftig… Streit
und somit Disharmonie gibt es nur, wenn jeder auf seiner Meinung beharrt und
die des andern nicht gelten lässt! Können wir aber eine andere Meinung
anerkennen, dann bleibt die Harmonie bestehen und jeder kann seinen eigenen Weg
gehen… nur, wenn es im-mer oder immer öfter der Fall ist, dass man getrennte
Wege geht, bleibt wenig Ge-meinsamkeit übrig! – Alles was ich wollte war eine
gut funktionierende Partnerschaft und Familie, in der Gemeinsames gepflegt wird
- nicht nur für mich, sondern auch für Lena! Da Gian aber beziehungsunfähig
oder –unwillig war, lag es an mir eine Har-monie zu schaffen… Ich wollte es
allen recht machen und am Schluss doch auch noch Zeit für mich und meine
Bedürfnisse haben: Ich wollte eine fürsorgliche Mutter für Lena sein, die sie
in die Selbstständigkeit führt, einen
perfekten Haushalt führen, für Gian eine attraktive Frau sein und zuletzt doch
noch etwas Zeit für mich selber haben… Das ging vielen andern Frauen auch so und vielleicht ist das mit ein Grund weshalb sie Multitask
fähig wurden? - Je mehr Gian bestimmte und seinen eigenen Weg ging, desto mehr
passte ich mich an… ich richtete mich nach ihm damit wir wenigstens etwas
gemeinsame Zeit miteinander verbringen konnten…
Als Lena ein Baby war, war ich ziemlich ans Haus gebunden. Gian hatte
nach der Arbeit oft etwas los oder sass am Stammtisch – er wollte immer überall
dabei sein - so gab es für mich vorerst keine Chance auszugehen um andere Leute
zu treffen, ausser meine Mutter schaute ab und zu auf Lena… Folglich blieb für
mich nur die Leute zu mir nach Hause einzuladen und sie zu bekochen… so lernte
ich zu kochen! : ) Auch in diesem Bereich entfaltete sich mein Perfektionismus
und ich begann Re-zepte zu sammeln und notierte jeweils das Datum, wenn ich es
kochte, um es nicht zu wiederholen… Manchmal war das schade, aber oft fand sich
etwas Ähnliches und so lernte ich vor allem viele neue Techniken und Kombinationen
kennen! - Aber trotzdem, mir fehlte nicht nur der Austausch und die
Wechselbeziehung mit andern sondern auch die körperliche Betätigung… zu gerne
wäre ich in der freien Natur jog-gen gegangen, nur wollte ich Lena als Baby
nicht alleine lassen!
Gian, der selber bei einigen Klubs und Vereinen
aktiv mitmachte, verstand mein An-liegen und willigte dann schliesslich ein,
einmal pro Woche abends auf Lena zu schauen, damit ich einen Kurs besuchen
konnte… Den Aerobic-Kurs besuchte ich genau 3 von 10 mal, weil Gian einfach
nicht zur vereinbarten Zeit zu Hause auftauch-te, und einen Fechtkurs musste
ich später ebenfalls abbrechen, weil ich einfach zu oft fehlte... An Arbeit, um
finanziell unabhängiger zu sein, war gar nicht zu denken! Doch half ich später
einige Male einer Freundin in deren Restaurant aus als sie schwanger war, aber
auch da musste ich Lena einmal zur Arbeit mitnehmen, weil Gian nicht
rechtzeitig nach Hause kam - er holte sie jedoch später im Restaurant ab! - Da
liess ich es doch lieber bleiben, bis Lena etwas älter und selbstständiger war.
Das Schlimmste für mich waren Gians Reaktionen auf meine aufrichtigen Feed-backs: Er warf mir vor ihm Vorwürfe zu machen und ging nicht einmal darauf ein oder sagte mir, dass ich nachtragend sei… Soll ich denn etwas, das ich nicht verstehe einfach kommentarlos akzeptieren? Und wenn etwas immer wieder vorkommt, ist das stets noch nachtragend wenn ich um eine Erklärung bitte? – Alles was ich wollte war ihm neue Perspektiven eröffnen… vielleicht hatte er bisher noch nie die Gele-genheit es von einem andern Blickwinkel zu sehen? Leider fühlte er sich so erhaben und selbstsicher, dass er es nicht einmal in Erwägung zog es zu versuchen und da-her immer wieder lieber zur Selbstverteidigung griff und mich mit Phantast und Träumer betitelte… Vielleicht war ich das auch?! - Mein Selbstwertgefühl wurde auf jeden Fall von Tag zu Tag immer kleiner und ich fühlte mich einsam und unverstan-den… Gian nutzte seine Macht aus und je mehr ich gab desto mehr nahm er!
Die einzige Nähe die uns miteinander verband war der Sex… in der sexuellen Verei-nigung fühlte ich mich Gian sehr nah und konnte dementsprechend auch nicht genug davon kriegen! ; ) Nach anfänglichen Schwierigkeiten, nachdem ich ihm gesagt hatte, dass auch ich gerne einen Orgasmus hätte, entwickelten wir eine befriedigende und leidenschaftliche Intimität und ich dachte, wir hätten wenigstens in dieser Beziehung den Himmel auf Erden! Bald aber musste ich einsehen, dass auch dieses Gefühl einseitig, sprich nur von mir aus kam… Als Gian mit seinen Kumpels nach Brasilien flog und ich ihm ein kleines Liebesbriefchen in sein Necessaire steckte, entdeckte ich Kondome und sprach ihn darauf an. Seine kurze und knappe Antwort war, dass eine sexuelle Beziehung im Ausland doch ganz in Ordnung wäre… Ich war geschockt und gleichzeitig fasziniert von einer solchen Ansicht! Nur wusste ich da noch nicht, dass die Herren sich für 2 Wochen eine Sexgespielin nehmen würden! Als ich ihn dann schwanger nachts einmal wutentbrannt aus einem Striplokal holte, dämmerte mir langsam, dass Gian sexsüchtig war... All diese Fotos von nackten Frauen, Porno-Videos und selbst gedrehten Filme mit (den Geschlechtsteilen) von Nackten, die ich beim Zusammenzug fand und vernichtete, bestätigten meinen Verdacht…
Umso mehr war ich erstaunt, als Gian mich einige Monate nach der Geburt
fragte, ob ich ihn heiraten wollte… Ich fragte ihn natürlich nach seinen
Gründen und Zukunfts-pläne, die er mir nie beantwortete (auch nicht schriftlich
auf einem eigens angefertig-ten Fragebogen - vielleicht konnte er ja seine
Meinung schreiben, wenn er sie schon nicht aussprechen konnte?)… - Ich blieb
mir selber treu und sagte ihm, dass ich ihn nur wegen eines Kindes nicht
heiraten wollte! Gian reagierte darauf mit Gleichgültig-keit, was ihm auch von
vielen vorherigen Freundinnen in Briefen vorgeworfen worden war, die mir beim
Umzug in die Hände kamen und die mir beim Lesen bewusst ge-macht hatten, dass
auch ich am gleichen Problem scheitern würde…
Je mehr ich verstand desto mehr verliess und verlor ich mich selber –
ich funktionier-te nur noch um zu gefallen und etwas Aufmerksamkeit zu
erhaschen. Gians Gleich-gültigkeit war für mich sehr schmerzlich, mein
Selbstwertgefühl schwand und Selbst-zweifel überkamen mich, so dass ich begann
auch mich selber als Nichts zu betrach-ten… War ich wirklich nichts wert? Ist
alles was ich gedacht und gefühlt habe falsch? – Ich konnte und wollte es nicht
glauben! Ich änderte nichts an der Situation weil ich Angst vor Konsequenzen
hatte: War es die Trennung wert alleine zu sein und Lena zum Erziehen an Fremde
weggeben zu müssen um arbeiten gehen zu können? Hat-te ich alles aufs falsche
Pferd gesetzt und am Ende meinen Fokus auf jemanden ge-richtete der mir nichts
zurückgeben konnte? War ich zu
optimistisch
und hing an ei-ner Illusion nur um mein Leben erträglicherer zu machen? Oder
war ich einfach zu naiv? – Lena war und blieb meine wichtigste Aufgabe und ich
war überzeugt, dass wo ein
Wille war, doch auch ein Weg sein müsste... Ich musste erkennen, dass mir mein
Wille oft im Weg stand und ich meinen Willen sowie mich selber überschätzte!
PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
13
– Emma loses ground
I seek harmony, like most people
do… quarrel and hence disharmony only arises if we press our point and won’t respect
another’s opinion! If we agree to disagree, harmony persists and everybody is
able go and do it his way… unless we almost always disagree and go separate
ways, as then there is little rapport! – All that I wanted was a well-working
relationship and family where shared interests were fostered – not only for me,
but also for Lena! But as Gian was not capable or willing to keep a
relationship, it was all up to me to establish harmony… I tried to please everybody and still wanted to have some time
for me and my needs in the end: I wanted to be a caring mother for Lena who
would lead her into autonomy, to run a perfect household, to be an attractive
woman for Gian and yet again to have time for myself… Like me, lots of other
women tried to accommodate a number of things too, maybe that’s one of the
reasons why most of them are capable of multitasking? – The more determined
Gian was and went his way, the more I adapted… I tried to accommodate his
wishes so that we would spend at least a bit of time together…
When Lena was a
baby, I was rather confined indoors. After work Gian always had something to do, somewhere to go or sat at the
crackerbarrel – he wanted to be always involved in everything social – that’s why there
was no chance for me to go out to meet other
people for the moment, unless my mother looked after Lena every now and again…
Consequently all that was left for me was to invite people to my house and cook
for them… that’s how I learned to cook! ; ) Even in this area I became a
perfectionist and started to collect recipes and
noted the cooking dates to avoid a repetition… Sometimes it turned out
so well that it was a pity I did not have the opportunity to use it more often,
but then I would discover a variation and got the opportunity to learn
different techniques and combinations! – But still, I wasn’t only missing the exchange and
interaction with others but also my workout… I would have been only too pleased
to go jogging in the open country; just I didn’t want to leave Lena alone as a
baby!
Gian who was an
active member of several clubs and societies understood my concern and finally
agreed to look after Lena one evening per week so that I could attend a
class... I went exactly 3 out of 10 times to the aerobic classes because Gian
wasn't home on time and I also had to give up fencing classes because I missed
it too many times... I did not even dare to
think of work in order to become financially more
independent! Nevertheless I helped out a friend at her restaurant several times
when she was pregnant, but even then I had to take Lena with me to work once
because Gian wasn't home when I had to leave - but he picked her up at the
restaurant later on! - That's why I decided it was better to forget about it until Lena was a bit older and more independent.
The worst of
all for me was
Gian's reactions when I gave him my honest feedback: He criticized me for reproaching, showed no
empathy or simply told me that I was resentful...
Should I really have accepted, without comment something
that I did not understand? And if something
happens again and again, is it still resentful asking for an explanation? All I wanted to give him were new
perspectives... maybe he hadn't had the chance up to now to see it from another
point of view? Unfortunately he felt so sublime and self-confident that he did
not even consider trying a different way but rather
fell back onto self defence and therefore called me a dreamer... Maybe that's
what I was?! - Anyhow, my self esteem decreased from day to day and I felt
lonely and misunderstood... Gian took
advantage of his situation and the more I gave the more he took!
The only
closeness which linked us was sex... when having sex with Gian I felt very
close to him and therefore just couldn't get enough of it! ; ) After initial
difficulties when I had told him that I would like an orgasm as well, we
developed a satisfying and passionate intimacy that I thought was heaven on
earth at least in this respect! Soon after I had to learn that even this
feeling was one-sided, in other words was conceived only by me... When Gian went
on vacation to Brazil with his buddies and I put a little love letter in this toiletries case, I found condoms and asked him about it. He replied briefly
and sharply that it was alright having a sexual affair abroad... I was shocked and
fascinated at the same time by such a point of view! Just I didn't know then
that those gentlemen hired sex playmates for 2 weeks! Only when I took Gian inflamed
with rage out of a strip bar one night, when I was pregnant, did it dawn on me that he was
addicted to sex... All those photos of naked women, porno films and self recorded videos with (genitals of) naked women, which I discovered and destroyed when we moved in together, confirmed my suspicion...
All the more
was I astonished when Gian asked me to marry him within a few months of giving birth... Of
course I wanted to know his reasons and plans for the future which he never let
me know (not even written on a purpose-built questionnaire – maybe he was able
to write his opinion if talking about it?)... - I remained true to myself and
told him that I wouldn’t marry him just because of a child! Gian reacted with
indifference... While moving in together, I had discovered letters from
his ex-girlfriends that suggested they had experienced similar lack of empathy,
which made me aware that I was facing up to the same
problem...
The more I understood the
more I abandoned and lost myself – I merely performed to please and snatch some
attention. Gian’s indifference was very painful to me, my self esteem faded and
self-doubts grew on me, so that I even started to consider myself as nobody...
Was I really worth nothing? Was everything I had ever thought and felt wrong? –
I couldn’t and didn’t want to believe so! I didn’t change anything with the
situation because I feared the consequences: Was a separation worthwhile being
alone and having Lena educated by foreigners in order to be able to go to work?
Had I backed the wrong horse and in the end focussed the wrong person who
wasn’t able to give back? Was I too optimistic and wanting to believe a dream
just to make my life more bearable? Or was I simply too naive? – Lena was and
remained my most important duty and I was convinced that where there was a will
there must be a way... I had to realize that my will often was in my way and
that I overestimated my will as well as myself!
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
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