10 - Schatten über dem Paradies
Paradies… gibt es das überhaupt oder stellen wir es uns nur vor? Sind es
die kurzen Glücksmomente, die wir uns zurücksehnen, die unsere Vorstellung von
Paradies prägen – einen Platz, an dem wir uns glücklich und geborgen fühlen?
Diese Momente des Glücks sind meist von kurzer Dauer, welche wir
glücklicherweise durch unsere Erinnerungen daran verlängern können wann immer
wir sie ins Gedächtnis rufen! Unsere Erinnerungen sind jedoch nichts anderes
als eine vergangene Bestandsaufnahme und haben nichts mit dem Hier und Jetzt zu
tun, weil sich ja konstant alles verändert… nichts kann nochmals genau gleich
geschehen und erlebt werden! Aber gerade viele dieser Glücksmomente und ihre
Nachwirkungen machen aus einem eigentlich banalen Leben etwas Spezielles!
Erfahren wir hingegen nur wenige oder sogar selten Momente, in denen wir uns
glücklich fühlen, dann hat das überhaupt nichts mit einem Paradies am Hut und
wir müssen schleunigst etwas verändern bevor wir uns damit abfinden!
Als ich Gian 5 Jahre nach unserem One-Night-Stand wiedertraf und wir uns ineinander verliebten, fühlte ich das Paradies ganz nah… ich sah seine ganze Festplatte mit einer grossen Palette von Kapazitäten und ging unsere Beziehung mit einem enormen Optimismus, Idealismus und Glauben an Gian an. Ich war bereit für eine Beziehung und auch dafür sie zu pflegen! Aber schon nach kurzer Zeit bemerkte ich, dass ich versuchte alleine eine Partnerschaft aufrecht zu erhalten, die aber wie der Name schon sagt Bereitschaft zweier Personen erfordert… Gian nutzte sein Potential gar nicht und hatte sich bereits irgendwie in bequemen Mustern festgefahren… und nun, da er die Gelegenheit hatte mehr daraus zu machen, wollte er nicht… oder konnte er nicht? - Plötzlich waren die Wolken da und ich stand im Schatten…
Gian verbrachte seine Zeit lieber am Stammtisch und im Urlaub mit andern als mit mir… Wenn er mich besuchen kam, dann hatte er Lust auf Sex oder gerade nichts Besseres vor und schlief kommentarlos auf meinem Sofa ein! War ich denn so langweilig? – Ich begann es tatsächlich langsam zu glauben und nahm es gegen meine Person, wenn er anderen Aufmerksamkeit zeigte, sich bei mir aber nicht bemühte! Komischerweise war er immer sehr zuvorkommend und höflich zu mir, wenn andere anwesend waren – er konnte es also doch! Er beherrschte die guten Manieren, die ihm beigebracht wurden, und beeindruckte immer wieder, wenn er zum Beispiel mir und andern zuerst die Autotür öffnete… Ihm selber war diese Wirkung bewusst und wichtig, sonst hätte er solche galanten Handlungen schon längst eingestellt! - Vielleicht wurde er so konditioniert, dass ihm alles daran lag einen guten Eindruck zu hinterlassen? Oder wollte er damit blenden um von seinem wahren Ich abzulenken? – So geschieht es oft bei neuen oder oberflächlichen Bekanntschaften, dass man sich vom Schein blenden lässt… und solange jemand diesen Schein wahren kann und niemanden nah an sich heran lässt, können unentdeckt zwei total verschiedene Persönlichkeiten entwickelt, gepflegt und ausgelebt werden…
Diese Situation machte mir sehr zu schaffen weil ich der Ansicht war
(und immer noch bin!), dass eine echte Partnerschaft kann nur mit gleichen
Zielen, Rechten und Pflichten funktionieren! Da sich Gian jedoch nicht aktiv an
unserer Beziehung beteiligte und ich das so nicht akzeptieren konnte, war mein
erster Schritt ihn darauf anzusprechen und ihm behutsam meine Empfindungen
darzulegen… Dabei entdeckte ich zum ersten Mal, dass Gian emotionalen
Gesprächen auswich: Er schaute mir nicht in die Augen, antwortete nicht und
lief weg… Mit einer solchen Reaktion hatte ich bisher noch nie etwas zu tun
gehabt und gleichzeitig wusste ich auch, dass wenn ich es einfach so gewähren
liess, wir uns schon in kürzester Zeit auseinandergelebt hätten! War ihm das egal
oder sogar recht? Wollte er gar nicht, dass uns gemeinsame Ziele und Zeit
verbinden? Weshalb nur? - Ich hatte keine Ahnung was in ihm vorging und wollte
ihm sicher nicht unrecht tun sondern nur richtig stellen und verstehen… Gian
aber verschloss sich immer mehr und liess mir keine andere Wahl als noch
genauer hinzusehen um verstehen zu können!
Weshalb war es so schwierig für Gian sich mitzuteilen? – Hatte er in seiner Jugend schlechte Erfahrungen damit gemacht sein Innerstes zu offenbaren und nun deswegen Angst vor Reaktionen? Oder rührte sein Desinteresse an mir daher, weil er in einer patriarchischen Welt aufgewachsen war, in der Frauen und Kinder wenig oder sogar nichts wert sind? War diese Auffassung auch der Grund, weshalb er nur beim Sex Nähe zeigen konnte? Oder war ihm am Ende mein Mut und meine Intelligenz ein Dorn im Auge, die es mir schliesslich ermöglichten seine Glanznummer zu durchschauen? – Anstatt einen Hinweis dankend anzunehmen und somit die Gelegenheit ergreifen etwas zu überdenken und daran zu wachsen, hatte er Angst sein Gesicht zu verlieren… zog sich kommentarlos zurück und strafte mich mit einer überheblichen Arroganz… Ich fragte mich, ob ich tatsächlich jemanden lieben könnte, ohne dass meine Liebe erwidert wird?!
Das war nun wirklich nicht mein Traum einer Beziehung… Ich konnte es nicht fassen, was mir da widerfuhr, und schämte mich dafür… Deswegen behielt ich meine Probleme für mich, bis sie mich zu erdrücken drohten – ich wurde depressiv und erkrankte an einem Krebsleiden… Damit gelange ich glücklicherweise an kompetente Ärzte, die den Grund meiner Erkrankung suchten und mir dann nahe legten, die Beziehung mit Gian zu beenden. Nach der Entfernung eines gutartigen Myoms beschloss ich die Beziehung zu beenden und für ein halbes Jahr Südamerika zu bereisen – und der Urlaub wurde von meinem Arbeitsgeber bewilligt!
PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
10 - Shadows in paradise
Paradise… does it really
exist or do we just imagine it? Do the short moments of happiness, which we are
longing to return, shape our imagination of paradise – a place where we feel
happy and secure? Most times those moments of happiness are short-lived, but luckily
we can prolong its duration with our memories whenever we recall them! Our
memories are nothing but an inventory item from the past and have nothing to do
with the here and now, as everything changes constantly… no experience can be
repeated in the exact same way! But those memories of the many happy moments
and their outcomes can turn a rather trivial life into something special! Whereas,
if we experience only a few moments of happiness, it is a far cry from paradise
and we must change something rather than resign ourselves to accepting less!
When I met Gian again 5
years, after our one-night-stand, we fell in love and I felt paradise very
close… I saw his whole hard disk with a big range of capacities and approached
our relationship with enormous optimism, idealism and trust in him. I was ready
for a partnership as well as to foster it! But after only a short time I
realized that it was only me trying to keep up a partnership which, as its name
implies, demands willingness of two persons… Gian didn’t use lots of his potential
and somehow was already stuck in convenient patterns… and now, facing the
option of making more of it, he refused… did he not want to or wasn’t he able?
– Suddenly the sky became overcast and I was overshadowed…
Gian preferred to spend his
time at the crackerbarrels and on vacation with others rather than being with
me… When he came to visit me, it seemed it was mainly for sex and had no better
plans and dropped off to sleep on my sofa without comment! Was I that boring? –
I really started to believe it myself and took personal offence when he showed
attention to others but didn’t care about me! Strangely enough, when others
were around he was always very courteous and polite to me – so he was able after
all! He mastered the good manners he was taught and impressed again and again
when for example he opened the car door for others first… He must have been
aware of the impacts which were important to him; otherwise he would have abandoned
such chivalrous actions a long time ago!
- Maybe he was conditioned to regard it as utmost important to leave a
good impression? Or did he intend to bedazzle in order to distract from his
true self? – So it often happens when having new or superficial acquaintances that
we are blinded and taken in by appearance… and as long as somebody is able to
keep it up and prevent others getting close, unnoticeably two totally different
identities can be developed, fostered and lived…
I didn’t feel comfortable
with the situation at all because I was (and still am) of the opinion that a
real partnership only can work out with equal goals, rights and duties! But
because Gian didn’t actively engage in our relationship and I couldn’t accept
it, my first step was to talk to him and carefully explain how his actions made
me feel… That’s when I noticed for the first time that Gian avoided emotional
discussions: He didn’t look me in the eyes, didn’t answer and walked away… I had
never had to deal with such a reaction before and simultaneously I realized
that if I simply allowed it, we would have grown apart in no time! Did he not
mind or was he even okay with it? Did he not want us to have a future together,
living our common goals and time? Why? – I had no clue what was going on in his
head and by no means did I want to do him wrong but only set things right and
understand… Gian though cloistered himself away more and more and forced me to look
even deeper in order to be able to understand!
Why was it that difficult
for Gian to communicate? – Had he had bad experiences when revealing his innermost
feelings and now was afraid of reactions? Or did his lack of interest arise
from a patriarchal education where women and children are not worth a lot or
even nothing? Was his interpretation of love also the reason why he was only able
to be close with me when having sex? Or was it really my courage and my
intelligence that was a thorn in his flesh, but consequently enabled me to see reality?
- Instead of acknowledging and thanking
me for sharing my thoughts and insights and thus taking the opportunity to
think it over and grow with it, he feared losing face… without comment he
cloistered himself away and punished me with a boastful arrogance… I asked
myself, if I really was able to love somebody unconditionally without having it
returned?!
That really wasn’t my dream
of a relationship… I couldn’t believe what happened to me and felt ashamed… That’s
why I kept my problems for myself until they threatened to crush me – I became
depressed and got cancer… Fortunately I encountered competent doctors who
searched for the reason of my illness and advised me to terminate my
relationship with Gian. After having a benign myoma removed I decided to break
up and travel through South America for half a year – and my request was approved
by my employer!
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
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