9 - Die Liebe
Hat Liebe etwas mit Verliebtheit zu tun? - Vielleicht… denn aus
Verliebtheit kann immerhin Liebe entstehen!
Was aber ist die Liebe?
In Millionen von Geschichten und Liedern wird die Liebe beschrieben und
besungen – und das auf der ganzen Welt und in jeder Kultur. Ich möchte sogar
behaupten die Liebe ist das Thema Nummer eins, nicht nur in der Kunst! Aber
meist geht es in diesen Geschichten um Liebe, die eher Wunschvorstellung als
Erfüllung ist… sei es weil Umstände diese grosse Liebe nicht ermöglichen oder
weil die erhoffte Liebe nicht erwidert wird... Ist diese schmachtende und
enttäuschte Liebe wirklich die Liebe? Oder zeigen uns unsere Geschichten,
Lieder und Filme nur was wir denken, was Liebe ist, und wiedergeben somit
lediglich ein Stück Zeitgeschichte?
Und doch sind die meisten Menschen fähig Liebe zu empfinden… ein Gefühl,
das entsprechend persönlicher Erfahrungen wahrgenommen wird und meist im
Zusammenhang mit einem Objekt entsteht. Was ist es, das unser Gegenüber in uns
auslöst - oder besser gefragt: Was will ausgelöst werden? Ist es unsere
Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung, die unsere Leidenschaft erweckt?
Projizieren wir unsere Vorstellung von Liebe, wie sie sein könnte oder wie wir
sie einmal erlebt haben? Oder ist es die pure Eroberungslust, die durch
sexuelle Anziehung entfacht wird? – Sex ist für manch einer die einzige Form
einem andern Menschen nah sein zu können und könnte daher auch der Grund sein,
weshalb Sex oft mit Liebe verwechselt wird…
Woher kommen unsere Vorstellungen von Liebe? Ist es die Kombination aus
dem Grundbedürfnis nach Zuwendung, unserer Erfahrungen sowie dem, was uns
vorgelebt wird, die unsere Sehnsüchte entstehen lässt? – Die Sehnsucht nach
Liebe und Geborgenheit bleibt oft unerfüllt… und wir suchen eine
Ersatzbefriedigung in Materiellem oder stillen sie mit Alkohol und andern
Genussmitteln… Die Verletzungen unserer Gefühle unterdrückt unsere Fähigkeit zu
lieben und verwandelt sie in Angst… Die Liebe und Leidenschaft, die wir mit
einem andern Menschen teilen wollen, hat eher mit sexuellem Verlangen nach
einem Körper zu tun und Besitzansprüche sind somit vorprogrammiert… Ist es
diese Unfähigkeit zu lieben, die die Monogamie in Frage stellt? Dürfen und
können wir tatsächlich nur einen einzigen Menschen lieben, wie es unsere
Gesellschaft diktiert (was möglicherweise aus unserer Vorstellung des
Monotheismus entstand)? Oder ist die Liebe mannigfaltig und flexibel?
Alles ist nur eine Frage der Betrachtung… denn Liebe ist kein Objekt,
sondern eine Fähigkeit, wie Erich Fromm in seinem Buch ‘Die Kunst des Liebens‘
so treffend beschreibt (übrigens mein meistverschenktes Buch)! Wahre Liebe ist
bedingungslos und an keinerlei Erwartung geknüpft… Bedingungslose Liebe will
nicht besitzen, vergleicht nicht, sondern ist die Fähigkeit eine momentane
Vollkommenheit zu erkennen… Die Kunst des Liebens setzt Aufmerksamkeit voraus,
kann gelernt und muss gepflegt werden…
Indem wir echtes Interesse bekunden, ungeteilte Aufmerksamkeit erteilen
und somit Sorge tragen, wachsen wir mit der Entwicklung unseres Partners mit - es entsteht keine
Entfremdung, wir bewahren die Fähigkeit unser Gegenüber unvoreingenommen zu
betrachten und immerwährenden Respekt zu entwickeln. Ein solches Zusammenleben
steigert unser Selbstwertgefühl und die seelische Stabilität und wir fühlen uns
geborgen... So kann aus anfänglicher Verliebtheit stetige Bewunderung und
bedingungslose Liebe entstehen, denn wir nehmen Dinge so, wie sie sind, lernen
Gutes erkennen, prästieren und lieben. Wir sind offen und durch eine Symbiose
können wir aus mehr Möglichkeiten schöpfen und zu weiteren Bewusstseinsebenen fortschreiten! Dieses Gefühl
macht frei und kann einen Flow erzeugen, der endlos fliesst…
Es stellt sich jedoch die Frage, ob unser Umfeld für eine bedingungslose Liebe geschaffen ist und ob eine solche Liebe heute überhaupt Platz hat… Vielleicht lohnt sich ein Versuch unser Bedingungsschema zu überdenken, welche unsere Angst vor unerwiderte Liebe so gross macht? Was können wir schon verlieren, wenn wir Vertrauen schöpfen und Pioniergeist entwickeln anstatt uns von Angst infizieren zu lassen und im selben Sumpf stecken bleiben? - Eines ist sicher: Ohne Liebe fühlen wir uns definitiv einsam!
PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
9 - Love
Has love got anything to do
with being in love? - Maybe… because there is the chance that love can grow out
of the state of being in love! But what is love?
Millions of stories and
songs tell about love – and this all over the world and in each and every
culture. I even dare to suggest that love is topic number one, not only in art!
But in those stories most of the times love turns out to be rather wishful thinking
than fulfilment… Whether it is because circumstances do not allow such love or because
desired love is unreturned… Is this kind of yearning and disappointed love really
love? Or are all those stories, songs and films just showing what we think love
is and thus render merely a piece of contemporary history?
Yet still most humans are capable of feeling love… a feeling which is perceived according to individual experiences and mostly is developed in connection with an object. What is it our counterpart provokes in us – or more precisely: What is that lights our fire? Is it longing for love and devotion which awakens our passion? Do we project our notion about love, how we think it could be or the way we experienced it once? Or is it sheer lust for conquest which is inflamed by sexual attraction? – For lots of people sex is the only way they know how to be close to another and could therefore also be the reason why sex is often confused with love…
Where do our conceptions of
love come from? Is it a combination of the basic need for attention, for the
experience or for what we have been led to believe is what is supposed to
enflame our desires? – Longing for love and caring often remains unfulfilled…
which makes us look for vicarious satisfaction of tangibles or trying to satisfy
our desires with alcohol and other stimulants… Hurt feelings suppress our capability
to love and turn it into fear… Love and passion we wish to share with another
person are related to sexual desire for a body and so claims of ownerships are
programmed… Is it the inability to love which casts doubt on monogamy? Are we
actually allowed and able to love solemnly one single person the way it is
dictated by our society (which possibly derives from our imagination of
monotheism)? Or is love manifold and
flexible?
Everything is just a
question of consideration… because love is not an object, but an ability, like
Erich Fromm describes aptly in his book ‘The Art of Loving’ (by the way the
book I give to others more than any other)! True love is unconditional and not
tied to any expectations… Unconditional love has no desire to possess, is never
comparing but represents the ability to recognize a momentary perfection… The
art of loving requires attention, is learnable and must be cultivated…
If we indicate true interest,
give our undivided attention and thus show we care enough about another, we are
able to grow with the development of our partner – there will be no alienation,
we keep our ability to encounter our counterpart without bias and develop
perpetual respect. Such coexistence increases our self esteem and stability and
makes us feel secure… That’s how consistent admiration and unconditional love
arises from initial infatuation, because we take things as they are, learn to
discover the good, to appreciate as well as to love. We are open-minded and a
symbiosis gives us more resources to draw on and consequently advance to higher
levels of consciousness! The feeling of it frees us and produces a flow that
flows endlessly…
But this begs the question
if our environment is created for unconditional love and if there is room for
such love at all… Perhaps it is worthwhile to reconsider our formula for consideration
about what is the cause of our fear of unrequited love? What can we lose if we
come to trust and develop a pioneering spirit instead of contracting fear and
stay in the same old swamp? – That’s for sure: Without love we definitely feel
lonely!
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
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