08.09.2012

5 - Kindheitserinnerungen / Childhood memories



5 - Kindheitserinnerungen


Also, an meine eigene Geburt kann ich mich beim besten Willen nicht erinnern… aber meine Mutter erzählte mir, dass sie als Holländerin gejodelt hatte, als ich ankam! Willkommen in der Schweiz! ; ) 

Die Geburt meiner Tochter ist mir jedoch noch in bester Erinnerung… sie dauerte sehr lange und ich wollte sterben vor Schmerzen bis ich eine Spinalanästhesie erhielt (diese kannte ich von einer vorherigen Operation und bat deshalb darum). Danach hatten wir alle eine lustige Zeit im Gebärsaal! Als dann Lena endlich da war und ich sie in dieser Welt begrüsste, liess ich sie auch gleichzeitig los… Dies war ein überwältigendes Gefühl! Als ich sie das erste Mal sah, wie sie von der harten Arbeit ganz schrumpelig vor mir lag, wurde mir bewusst, dass sie wahrscheinlich mit 80 wieder so aussehen würde, ich dann aber nicht bei ihr sein würde… Ich realisierte, dass sie jetzt in diesem Moment hier bei mir war, aber dass ich es nicht für eine Selbstverständlichkeit annehmen konnte, dass dies morgen auch noch der Fall ist! Eine grosse Dankbarkeit überkam mich und mir wurde bewusst, wie vergänglich doch alles ist! Alles ändert sich kontinuierlich und wir bemerken es oft gar nicht! 

Ich weiss nicht wie es andern geht, aber ich kann mich auch nicht an wirklich vieles aus meiner Kindheit erinnern… das meiste, das in meinem Gedächtnis übrig geblieben ist, sind Geschichten, die mir später erzählt wurden, und Fotos, mit denen ich Erinnerungen verknüpfe… Mein erster Kontakt mit dieser Welt waren meine Eltern - von ihnen war ich abhängig und sie versorgten mich mit den Grundbedürfnissen Nahrung und Zuwendung. Ich habe also nicht nur die Gene meiner Eltern abbekommen, sondern würde mein Leben lang auch alles mit diesen ersten Erfahrungen vergleichen… 

Später bei der Erziehung von Lena war ich nicht mehr die direkt betroffene Person, sondern die Beobachtende und  hatte so die Gelegenheit sehr vieles von einer andern Seite aus zu betrachten… Ich konnte nun als reifer Mensch einen andern Menschen von Geburt an beobachten… ich begann  Motive, Beweggründe und Ursachen zu verstehen, meine Beobachtungen machten mir vieles (wieder) bewusst und plötzlich begann ich alles als Ganzes zu sehen! Und ich wollte alles Gute, das ich selber erfahren hatte, meiner Tochter mit auf ihren Weg geben! - Ob ich alles richtig gemacht habe? Im Moment dachte ich jeweils eigentlich schon bis mir einige Konsequenzen etwas anderes aufzeigten… aber ich handelte stets nach meinem besten Vermögen und heute weiss ich, dass jeder Mensch nur das tun kann, wozu er momentan fähig ist.  

So konnte ich beobachten wie aus einem völlig abhängigen Säugling, der ja der Umwelt total ausgeliefert ist, ein neugieriges Kleinkind wurde. Die von uns Erziehern und Mitmenschen vorgelebte Welt ist ab sofort auch die unserer Kinder! Als Kind lernen wir uns darin zu orientieren, erkennen (wieder), reagieren und imitieren. Aus unseren Beobachtungen ziehen wir Schlüsse und haben sogar den Mut neue, eigene Wege zu finden und gehen! Wir lernen Muster zu erkennen und eignen uns sogar welche an… Aber noch sind wir abhängig von andern… und wenn wir Glück haben, meinen es unsere Erzieher gut mit uns! Wir sind und bleiben also die Vorbilder unserer Kinder, ob wir wollen oder nicht!  

Zum Glück sind Kinder schlau, sogar viel schlauer, als wir annehmen! Sie registrieren alles, können sich oft nur noch nicht ausdrücken… Solange Worte noch nicht die Kommunikation beherrschen, schätzen wir alles visuell ein (was wir auch tun, wenn wir eine fremde Sprache nicht verstehen!)… Energien wie Freude, Leid und Wut sind ansteckend, denn die Körpersprache ist deutlich und wird von den meisten Menschen verstanden! Wenn wir dann später die Stimmen und schlussendlich auch Worte verstehen, sind wir der Manipulation ausgeliefert...  Seit der Mensch sprechen kann, kann er auch lügen und manipulieren! Wer aber gelernt hat in den Gesichtern der Menschen zu lesen, wird das Spiel durchschauen und erkennen, dass unser eigenes Wesen und Verhalten uns immer wieder verrät! – Aber wann wird einem das endlich bewusst? Was bewirkt, dass wir von der emotionalen (Ich - Du) Ebene zur sachlichen (Ich - Welt) wechseln können (und wieder zurück)? – All dieses Wissen muss doch irgendwo noch vorhanden sein!? Wie und wo können wir es holen?





PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
 
 
 
 
 
 
 
 
 5 - Childhood memories


Well, by no stretch of my imagination can I recall my own birth… but my mother told me that, she as a Dutch, yodelled when I arrived! Welcome to Switzerland! ; ) 
 
But I do remember the birth of my daughter… it took a long time and I wanted to die from pain until I was given an epidural (which I knew from an operation I had a year before). Thereafter we had a jolly time at the maternity clinic! When Lena finally arrived, I welcomed her to this world and simultaneously let her go... This was an overwhelming feeling! When I saw her for the first time, she lay winkled in front of me after all this hard work, and I realized that she probably would look similar when she was 80, but I wouldn’t be there for her then... I became aware that she was here right now in this very moment, but at the same time it was impossible to take it for granted that this would be the case tomorrow! A deep gratefulness overcame me and it dawned on me how ephemeral everything is! Everything is changing constantly and we often do not even notice! 
 
I have no idea how others’ memories work, but I can’t really remember a lot of my childhood... most of what is left in my brains are stories, which were told to me, or pictures, I associate memories with... My first contact with this world was my parents – who I was depending on and who provided me with the basic needs of nutrition and attention. Thus, not only did I inherit their genes, but also would compare everything with my first experiences... 
 
Later when I taught Lena I wasn’t the person on the receiving end but rather was the observer and so had the chance to see lots from another side... Now as an adult I was able to study another human from birth... I started to understand motivation, reason and causes, my observations brought (back) a lot to me and suddenly I started to see all as a whole! And I wanted to give her all the good things I had experienced to take along! – If I did all right? At the time I thought I had done so until some consequences demonstrated differently... but I always did the best I could and today I know that everybody only does what he is capable of at the moment. 
 
That’s how I watched a completely dependent infant, who indeed is totally at the mercy of the people around it, turn into a curious toddler. The world we set as an example affects our children right from the start! As a child we learn to orientate in it, identify, recognize, react and imitate. We draw conclusions from what we experience and sometimes even have the courage to seek and find our own new ways! We learn to discern patterns and even adopt some… But still we are dependent on others… and if we are lucky, our teachers and others around us do what they do because they mean well towards us! Hence we are and stay an example for our children, whether we want or not! 
 
Luckily, children are smart, cleverer than we think! They register everything but often are not yet able to express themselves… As long as words don’t control communication, we assess visually (as we do if we don’t understand a foreign language!)… Energies like joy, sorrow and fury are contagious as they are clearly demonstrated by body language and easily understood by most of us! Later, when we grasp voices and finally words, we are at the mercy of manipulation… Since men know to talk, they know to lie and manipulate! But if we know to read faces, we recognise the tricks and recognize that our own being and behaviour will always show who we really are! – But when finally do we become aware of all that? What effects our ability to switch between the emotional (I – You) and the factual (I – World) levels? – All this knowledge has to be somewhere!? How and where do we get it?




 
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!






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