30
- Emma wird flügge
Flügge werden war
scheinbar schon mein Kindheitstraum… nicht das Fliegen, davon hatte ich ja noch
keine Ahnung, aber ich wollte hinaus in die Welt gehen, mein Revier erweitern
und Neues entdecken! Meine Eltern erzählten mir, dass, kaum konnte ich laufen,
ich schon an die Türe ging und ‘adigo‘ sagte… Ich hatte Glück, denn meine
Eltern machten viele Spaziergänge mit uns Kindern!
Mit meiner Mutter
fuhren wir Kinder viele Sommer nach Holland, wo wir ihre Familie besuchten,
Strandurlaub an der Nordsee machten und Holland wie richtige Touristen kennen
lernten. Es war immer eine unbeschwerte Zeit, das bemerkten wir jeweils spätestens
als wir von diesem freien Land mit seinen fröhlichen Bewohnern zurück in die
Schweiz kamen, wo wir eine deutlich kühlere Atmosphäre zu spüren bekamen…
Zum 15. Geburtstag
schenkte meine Mutter jedem von uns Kindern den ersten Flug. Mit mir flog sie
für ein paar Tage nach London und zeigte mir die Stadt, wo sie als junge
Erwachsene ein Jahr verbracht hatte. Fliegen ist für mich immer noch ein Wunder
und ich staune immer wieder, wie eine so schwere Maschine es schafft sich vom Boden
abzuheben und oben zu bleiben… Ich finde es einfach genial in einer Zeit zu leben,
in der es zum Normalsten gehört grosse Distanzen in fast alle Welt in relativ
kurzer Zeit hinter sich zu legen - die Fliegerei hat die Welt vernetzt! Man könnte
fast glauben, dass ich es selber so gesteuert habe und es nicht nur ein Zufall
ist in dieser Zeit zu leben?
Mit dem ersten
Geld, das ich mit 20 Jahren nach dem Abitur in meinen Händen hatte, kaufte ich
mir einen Flug nach Kenia und reiste zum ersten Mal auch alleine. Im selben
Jahr flog ich dann nach Los Angeles, wo ich als au-pair arbeitete und während
dieses Jahres 28 Staaten der USA bereiste. Der Flug auf einen anderen Kontinent,
den ich nur von Landkarten her kannte, war nun nicht mehr bloss etwas, das ich
mir vorstellen musste, sondern Realität – es existierte wirklich und ich lernte
es kennen! Es gefiel mir (meist) alleine unterwegs zu sein und mich frei neuen
Eindrücken zu ergeben... Viele Freundschaften entstanden und ein grosses Netzwerk
begann sich aufzubauen.
Am Anfang meiner Beziehung mit Gian und als junge Familie verreisten wir
ab und zu gemeinsam, wobei meistens mit Freunden. Gian ist eben ein Herdentier
und lässt sich nur ungern auf eine Zweierkiste ein! Ich hätte gerne mehr mit ihm
geteilt - im Leben wie auf Reisen… Er kann seine Reisen (wie alles andere auch)
mit seinen Kollegen gut ein Jahr voraus planen, wenn ich aber etwas von ihm
wollte, dann konnte er mich einfach warten lassen mit der Bemerkung, er müsse
im Geschäft schauen ob es möglich ist…
Anstatt aber zu warten und am Schluss vor nichts als geplatzten Träumen sitzen
zu bleiben, nahm ich zuerst viele Wanderungen in der Schweiz und kleinere
Reisen vor allem in Europa in Angriff. Als Lena 6 Wochen alt war, fuhr ich mit ihr nach Holland. Später
bereisten wir viele Länder in Europa während ihrer Schulferien. Oft begleiteten
uns meine Mutter oder eine meiner Freundinnen und wir machten das Beste aus
unserem eher kleinen Budget. Meist fuhr ich mit meinem Auto und erlebte eine
unheimliche Flexibilität und Freiheit überall dort anzuhalten, wo wir wollten!
Als Lena etwas älter war, fuhr ich auch ab und zu einmal ein Wochenende
nur mit meiner Mutter weg. Obwohl Gian mir versprach zu Lena zu schauen,
vertraute ich ihm nie ganz und musste immer wieder erfahren, dass er sie in
dieser Zeit Fremden weitergab… Das waren schmerzliche Erfahrungen und ich
konnte nie ganz verstehen, dass er diese Verantwortung nie wirklich wahrnahm… Für
mich war und blieb Lena immer die Nummer 1 – unsere Jugend ist unsere Zukunft!
Auf meinen vielen Reisen lernte ich nicht nur Neues kennen und konnte
neugierig sowie unvoreingenommen auf andere Menschen und Kulturen treffen,
sondern sie führten mich auch immer wieder von meiner kleinen monotonen Welt weg
und liessen mich so mit meinem gefühlskalten Partner überleben… Ich erhielt Aufmerksamkeit,
die mir zuhause nicht geschenkt wurde. Ich traf Leute, die wie ich Freigeister waren. Ich fühlte mich und fühlte mich frei!
Meine
vielen Erfahrungen und Begegnungen liessen meine Horizonte expandieren und ich
konnte aus immer mehr Erfahrungen mit Menschen, Kulturen, Landschaften und Klimata
schöpfen. Die Wirkung von
Bewegung und Weite nahm mich in seinen Bann – ich ging mit Meilenstiefel voraus, Gian aber
blieb in seinem Umfeld stehen…
Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
30 - Emma spreads her
wings
Spreading my wings apparently had been my childhood dream... not flying, of which I had no idea at that time, but wanting to go out into the world, discovering new things and expanding my territory! My parents told me, that almost before I could walk, I was already tumbling to the door and said 'adigo'... I was lucky because my parents took us kids out to many walks!
My
mum spent many summers in Holland with us children,
where we
visited her family, spent lots of time at the beach and discovered the Netherlands like real tourists. It was always a blithe time, which we noticed as soon as we
returned from this free country with its cheerful inhabitants to
Switzerland, where we suddenly felt a much cooler atmosphere...
When
we turned 15, my mother went with each of us kids on our first flight. With me she flew to London for a few days and showed me the city, where she had spent a year as a young adult. Flying is still a miracle to me and I am always amazed how such a heavy machine manages to take off and stay
airborne... I think it's simply brilliant to live in a time when it is standard to cross large distances to almost all parts of the world in a relatively short time - flying connected the world! I would almost believe that I controlled my time to be
on Earth myself and that it is not just by chance?
With
the first money I had in my hands after graduation at 20
years old, I bought a flight to Kenya and travelled for the first time alone. In the same year I flew to Los Angeles, where I worked as an au-pair and visited 28 U.S. states during that year. The flight to another continent, which I knew only from maps before, was no longer merely something that I had to imagine, but a reality - it really existed and I got to know it! I liked to travel (mostly) alone and to give in freely to new impressions... Many friendships developed and a large network began to build up.
At
the beginning
of my relationship with Gian and as a young family we travelled together from time to time, but usually with other friends. Gian is just a herd animal and is reluctant to join a romantic relationship! I would have loved to share more with him - both in life and travelling... He is well
able to plan his travels (like everything else) with his buddies a good year ahead, but if I want something from him, he makes me wait, with the
excuse that he
has to consult his business to see if it is possible...
But instead of waiting and in the end being left
with shattered
dreams, I embarked on many hikes in Switzerland and smaller trips, especially within Europe. When Lena was 6 weeks old, I took her to Holland. Later we visited many countries in Europe during her school holidays. We were often accompanied by my mother or one of my friends and we made the best of our rather small budget. Mostly I drove by car, which gave us
the ability to
stop wherever we wanted allowing an amazing flexibility and freedom!
When
Lena was a
bit older, I spent a weekend alone with my mum from time to time. Although Gian promised to look after Lena, I never quite trusted him and it was troubling
to learn that he often passed her to strangers while I was
away... That was a very painful experience and I could never quite understand that he never really accepted responsibility... For me, Lena always was and remained number one - our youth is our future!
In my many travels, I not only learned many new things
and was able to meet other people and cultures curiously and open-minded. They also took me out of my little monotonous world time and again and helped me to survive with my cold partner... I received attention I was not given at home. I met people who were free spirits like me. I felt and felt free! My many experiences and encounters expanded my horizons and I was able to draw upon more and more experience with people, cultures, landscapes and climates. The effect of motion and space took me under its spell - I went ahead with seven-league boots, but Gian stopped in his tracks...
Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
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