21.06.2013

31 - Emma lässt los / Emma lets go



31 - Emma lässt los

 
Neues fordert all meine Konzentration: Ich nehme Neues wahr mit all meinen Sinnen, versuche es mit meinem Geist zu verstehen und im bereits Vorhandenen einzuordnen. Die Energien schwingen auf einer ganz andern Ebene als im gewohnten Umfeld, wo man zu oft in gut funktionierende Muster fällt anstatt das Ganze von einem andern Blickwinkel aus zu betrachten… Auf Reisen lebe ich meist im Hier und Jetzt und verarbeite ständig neue Eindrücke, was mir ein Gefühl von Freiheit und Loslassen von Altem vermittelt. Aber kaum bin ich wieder zuhause, weigere ich mich zuerst zurück im selben Netz mit den gleichen Mustern zu reagieren und merke dann schon bald, dass ich machtlos war und es bereits wieder tue…
  
Als Lena 8 Jahre alt war, war nicht die Rückkehr aus unserer Reise durch Schottland die Ernüchterung, sondern ein Autounfall an unserem 2. Urlaubstag! Eine frontale Kollision brachte uns von der wenig befahrenen Nebenstrasse und veränderte in Sekundenschnelle alles… Ich erinnere mich kurz darauf einmal zu Bewusstsein gekommen zu sein, aber als der Anblick von Lena, eingeklemmt im Wrack, mir die Realität bewusst machte, wollte ich sie einfach nicht wahrhaben und entglitt zurück ins Koma… Erst als wir behutsame Hilfe von einem Lehrerehepaar erhielten, kam ich zurück und wusste genau was geschehen war. Wir wurden von der Ambulanz zum nächst grösseren Spital gebracht und dort 3 Stunden lang minuziös untersucht. Da konnte ich auch Gian benachrichtigen. Er schien den Ernst der Lage nicht zu erkennen und anstatt den nächsten Flug zu nehmen (der ihm sogar von der Versicherung bezahlt worden wäre) organisierte er für uns einen bald möglichsten Rücktransport in die Schweiz. Lena hatte 5 Brüche an Beinen und Armen - einer davon war so kompliziert, dass sie mit Vollnarkose operiert werden musste und danach ihr Bein eigentlich für 4 Wochen nicht bewegen hätte dürfen.
 
Gian holte uns am Flughafen ab und brachte uns nach Hause. Er trug Lena hinauf in unsere Wohnung im 2. Stock, wo bereits ein Rollstuhl für sie bereit stand. Er lud uns buchstäblich ab und ging danach gleich zurück an seine Arbeit. Erst als Lena auf die Toilette musste, ich ihr mit einem gebrochenen Arm nicht helfen konnte und wir am Schluss weinend auf dem Boden vor der Toilette lagen, wussten wir wie hilflos wir wirklich waren… Ich rief ihren Kinderarzt an, schilderte die Situation und Lena wurde umgehend in eine Klinik überführt. Durch den Rückflug in die Schweiz hatten sich ihre gebrochenen Knochen wieder verschoben und sie musste nochmals operiert werden - wieder mit Vollnarkose! Ich fühlte mich so schuldig für ihr Unglück und hatte niemanden, der mich auffing… Ich besuchte sie jeden Tag für einige Stunden im Spital und las in diesen 3 Wochen ‘Das LOLA-Prinzip‘ von René Egli, ein Buch, das mir das Loslassen näher brachte...
  
Da sass ich nun alleine mit meiner Ohnmacht auf dem Dach der Klinik in der warmen Sonne und übte mich im Loslassen… Alles verändert sich – immer, ständig! Das, was man festhält, kann sich nicht entwickeln… So ist die Pubertät doch sicher auch eine Phase, die die Loslösung von den Eltern einleitet: Kinder werden so unerträglich, dass man sie gerne gehen lässt! ; ) Ich begann das Schicksal als Chance zu betrachten und steuerte meine ganze Kraft auf mich selber – ich hatte keine Energie mehr übrig um für eine Beziehung zu kämpfen, die eigentlich gar keine war…
  
Gian hatte kein Vertrauen zu mir und das verletzte mich zutiefst. Ich konnte ihm nicht helfen, wie sehr ich es auch wollte, denn er würde mich nicht helfen lassen! Sein Ego konnte es nicht verkraften, dass ich mehr Wissen und tiefere Erkenntnisse durch meine Erfahrungen und Leidensbereitschaft hatte. Er hatte diese Möglichkeit auch, aber seine Gefühle waren abgestumpft und seine Unverletzlichkeit liess keine tiefen Erkenntnisse zu. Er war immer noch der Ansicht, dass er fehlerlos war - wenn man sich keine Fehler eingestehen kann, kann man auch nichts ändern und verstrickt sich immer mehr in einem Netz anstatt sich zu befreien und sich weiter zu entwickeln… Ich musste ihn loslassen, weil ich mich bereits im selben Netz verstrickt hatte. Ich verstand ihn, konnte nicht helfen und hinderte damit meine eigene Weiterentwicklung - ich war gefangen und stand still!
  
Ich wollte weiter kommen - das konnte doch nicht alles gewesen sein?! So blieb mir nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass Gian mir die Liebe und Zuwendung, die ich zum Leben brauche, nicht geben könnte (aus welchem Grund auch immer). Obwohl er es mit ansah, wie sehr ich darunter litt ihn nicht erreichen zu können, machte er keinen Schritt auf mich zu. Ich dachte Gian sei ein erwachsener und einsichtiger Mann, aber er benahm sich wie ein kleiner Junge… Es tat mir leid und war sehr beschämend für mich… Ich wusste, dass er als Kind sehr verletzt wurde, dadurch sein Vertrauen verlor, sich verschloss und sich nicht mehr öffnen kann... Je länger er sich dagegen wehren würde, desto schwieriger wird es sein diesen Schritt zu tun. Es wäre leichter für mich, wenn er ein gemeines Arschloch wäre, dann könnte ich mich leichter von ihm trennen! Aber ich bemitleidete ihn und auf diese Weise war es hart loszulassen…
  
Wenn man sich nicht mehr als Mittelpunkt betrachtet, sondern als kleinen Teil vom Ganzen, bekommt man genug Abstand und Weitsicht die Dinge aus einem andern Blickwinkel zu sehen und beginnt sie zu verstehen. Damit lässt man los, vollzieht die Entwicklung in eine höhere Bewusstseinsebene und erreicht durch freie Energien grösseres Bewusstsein… Solange ich denken kann, war ich… und wenn ich einmal nicht mehr denken kann, dann ist es nicht mehr wichtig… Deshalb ist es umso wichtiger, sich nicht zu wichtig zu nehmen aber loszulassen, was man nicht halten kann… auch unsere Energien sind dort, wo wir sie hinlenken!





Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  

31 - Emma lets go


 
Encountering new things calls all my concentration: I perceive new things with all my senses, try to understand them with my mind and to integrate them into my system. The energies vibrate at a very different level than in the familiar environment where we fall too often in well-functioning patterns instead of observe the whole thing from a different point of view... When travelling, I live mostly in the here and now and process new impressions constantly, this to me conveys a sense of freedom and letting go of old thoughts. But as soon as I'm back home, I quickly slip back into the old routines and soon after I realize that I was powerless and am allowing old patterns to control me once more...

When Lena was 8 years old, the disillusionment was not the return from our trip through Scotland, but a car accident on our 2nd day of vacation! A frontal collision had forced our car off the little-used side road and changed everything in seconds... I remember having once briefly becoming consciousness, but when the sight of Lena, trapped in the wreckage, brought the reality to my mind, I refused to believe it and slipped back into a coma... It was only when we got the help of a gentle teacher couple that I regained consciousness and knew exactly what had happened. We were taken by ambulance to the nearest major hospital and examined there for 3 hours meticulously. There I was able to notify Gian. He did not seem to realize the seriousness of the situation and instead of taking the next flight (which even would have been paid by the insurance company), he organized for us an earliest possible return transport to Switzerland. Lena had five fractures in her legs and arms - one of them was so complicated that she had to undergo surgery with general anaesthesia and have her leg immobilized for 4 weeks.

Gian picked us up from the airport and took us home. He carried Lena up into our apartment on the 2nd floor where a wheelchair was waiting for her. He literally discharged us and went back to work right after. Only when Lena had to go to the bathroom, I could not help her with my broken arm and we were lying on the floor in front of the toilet crying in the end, we knew how helpless we really were... I called her paediatrician, described the situation and Lena was immediately transferred to a hospital. Due to the flight back home to Switzerland her broken bones had shifted and therefore had to undergo another surgery - again with general anaesthesia! I felt so guilty for her accident and had nobody to rescue me... I visited her every day in the clinic for a few hours and during those 3 weeks I read 'The LOLA-Principle' by René Egli, a book which gave me more understanding of letting go...

There I sat now alone with my powerlessness on the roof of the hospital in the warm sun exercising letting go... Everything is changing - always, constantly! What we hold back, cannot develop... Puberty surely is a phase, which initiates the separation of one’s parents: Children are that unbearable until we let them go willingly! ; ) I began to consider fate as a chance and drove all my energy on myself - I had no more energy left to fight for a relationship that actually wasn’t one...

Gian had no confidence in me which hurt me deeply. I could not help him as much as I wanted because he would not let me! His ego could not handle me having more knowledge and a deeper understanding due to my experience and willingness to suffer. He took some risks but his feelings were numb and he refused to look inside himself. He was still of the opinion that he was flawless - if we cannot admit errors, we are not able to change anything and entangled more and more in a network rather than liberated and refined... I had to let him go because I was already caught in the same network. I understood him, could not help and thus was preventing my own development - I was trapped and stopped!

I wanted to progress - surely this could not have been everything yet?! So I had no choice but to accept that Gian could not give me (for whatever reason) the love and affection I needed to live. Although he was watching me not being able to reach him and therefore suffering awfully, he did not take a step towards me. I thought Gian was an adult and insightful man, but he acted like a little boy... I felt sorry and it was very embarrassing for me... I knew he was deeply hurt as a child, thereby lost his confidence, closed up and could not open anymore... The longer he resisted, the more difficult it would be to take this step. It would be easier for me if he was a nasty asshole, in that case I could have easily separated from him! But I pitied him and thus it was hard to let go...

If we no longer regard ourselves as the centre of the world, but as a small part of a greater whole, we get enough distance and foresight to see things from a different perspective and start to understand them. This means that if we let go, we advance to the position of a higher level of consciousness and reach greater awareness with free energies... As long as I can remember, I was... and once I will not able to think anymore, it won’t be important anymore... That’s why it is even more important to not think overly highly of ourselves but let go of what we cannot hold back... our energies too are where we channel them to!
 
 
 
 
 
Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!



 
 

 

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