24.02.2013

20 – Emmas Erwartungen / Emma's expectations


20 – Emmas Erwartungen


 

Ich stellte eigentlich immer hohe Ansprüche an mich selber, an das Leben überhaupt und auch an andere… für mich waren diese völlig normal, denn ich kannte vorerst gar nichts anderes. Erst mit der Zeit als ich mehr und mehr Menschen und ihre Eigenarten kennen lernte und diese mit mir verglich, erkannte ich, dass meine Erwartungen eher hoch als normal waren…

So war es für mich immer selbstverständlich alles zuerst kritisch zu hinterfragen und zu verstehen bevor ich es akzeptiere. Erst als ich Menschen kennen lernte, die alles, was andere sagen oder von den Medien verbreitet wird, glaubten und 1:1 übernahmen, wurde mir bewusst, dass es noch etwas anderes als mein Denken gab… und dass für jene ihr Denken die Norm darstellte! So haben wir alle nur die Kapazität unseres eigenen Kopfes und unsere Erfahrungen zum Denken zur Verfügung bis wir sie erweitern.

Um meine Sicht erweitern zu können bin ich auf klärende Gespräche und konstruktive Diskussionen angewiesen… so erwartete ich auch, dass man mit andern ein ehrliches Gespräch haben kann und war immer wieder fassungslos wenn jemand einen ohne Wimpernzucken ins Gesicht lügen konnte! Weshalb will jemand die Wahrheit vertuschen und verkauft andere damit für dumm? Das geht nie auf, denn irgendeinmal kommt die Wahrheit ans Licht und schafft Klarheit indem sie die Dinge wieder dorthin zurücksetzt, wohin sie gehören… Es ist wie in einem Leiter(li)spiel: Viel Zeit und Energie wird verschwendet bis man wieder auf dem richtigen Weg ist!

Für mich persönlich ist es immer wieder eine grosse Enttäuschung, wenn ich eine respektierte Person beim Lügen ertappe… dann möchte ich es wie nicht wahrhaben… Vielleicht weil ich mein Bild über diese Person nicht ändern möchte? Dann suche ich nach Entschuldigungen und versuche die Ursachen zu verstehen, die einen Menschen dazu bewegt die Realität mit einer eigenen Wahrheit zu interpretieren, die vorsätzlich nur gewisse Punkte berücksichtigt, andere aber bewusst weglässt...

Alles, was ich von andern erwartete, war ich auch bereit selber zu erfüllen und daran zu arbeiten diese Ziele zu erreichen... Ich wollte ein aufrichtiger Mensch sein und dachte, andere wollten das auch… aber es zeigte sich schon bald, dass sich die Auffassungen, was aufrichtig ist, drastisch unterschieden! Waren meine Ansprüche zu hoch oder gar abwegig? Hatte ich falsche Schlüsse gezogen und war somit auf dem Holzweg mit meinen Schlussfolgerungen? Oder sind es am Schluss nur die einsuggerierten Werte von gut und schlecht, die die Menschen an solche Normen orientieren lässt? Haben wir denn vergessen, dass ‘schlecht‘ in ‘gut‘ enden kann, wenn wir dazu bereit sind ein Problem anzupacken?

So war ich bereit bedingungslose Liebe und Glauben aufzubringen und erwartete dies jedoch im Gegenzug von meinen Mitmenschen… Ich glaubte an die Bereicherung aus gegenseitiger Energie und Kraft, an ein echtes Feedback, woran ich mich richten konnte! Erst viele bittere Enttäuschungen liessen mich über meine Erwartungshaltung nachdenken… Weshalb haben andere diese (hohen) Ansprüche nicht? Woher kommt die Erwartungshaltung? Ist sie ein innerer Drang, der (Grund-) Bedürfnisse abdecken will? Oder sind es übermittelte Werte unserer Gesellschaft und Erzieher, die durch Konditionierung von Generation auf Generation eingebrannt werden? Wer bestimmt überhaupt, was wir erwarten dürfen?

Zum Beispiel setzt der Spruch ‚Wer A sagt, muss auch B sagen‘ ein Festhalten an Altes voraus - ein Versprechen für immer und ewig – und lässt damit keine Weiterentwicklung zu! Kritik wird oft als Vorwurf deklariert und ist so unanfechtbar? Dabei, was gesagt und getan ist, ist gesagt und getan – aus welchem Grund auch immer! Und alles was wir tun, wird bemerkt – nicht nur von uns selber! Und auch wenn niemand darauf reagiert! Alles was wir tun ist getan, mindestens für uns selbst - was machen wir daraus? Vertuschen wir es, weil wir bemerken, dass es nicht ganz so toll war, wie wir erwartet hatten oder setzten wir uns damit auseinander und wollen etwas daraus lernen? Und weshalb tun wir überhaupt Dinge, wofür wir uns (später) schämen??? – Vielleicht drückt uns die Gesellschaft doch zu strenge Normen auf und unser gesunder Menschenverstand wird durch Konditionierung ausradiert?

Wenn wir (uns selber) verzeihen können, dann ist schon mal nicht der Stempel ‘schlecht‘ aufgedrückt – wenn ein solcher Fehltritt nur einmal vorkommt, werden wir ihn bald wieder vergessen haben? Vergessen kann ich aber erst, wenn die Wunde verheilt ist… Eine Wunde kann aber nicht verheilen, wenn sie immer wieder an derselben Stelle getroffen und aufgerissen wird, so bleibt sie offen, verheilt nur sehr langsam (wenn überhaupt) und wird als Narbe immer daran erinnern… Vergeben kann ich hingegen gut, denn ich habe gelernt, dass es notwendig ist mich von Altlasten zu befreien um mich weiter entwickeln zu können – nur was man loslässt kann sich entwickeln!

In meiner Beziehung mit Gian war das Fehlen von Kommunikation immer ein grosses Handicap… Gian konnte oder wollte seine Wünsche und Erwartungen mir gegenüber nie äussern und schloss mich somit aus. Er schien mich nicht zu beachten, andere aber schon, das tat unheimlich weh! Obwohl er nichts sagte, schien er mir doch zuzuhören und zu verstehen… das bemerkte ich vor allem an seinen Reaktionen! Ich frage mich oft, was wohl aus Gian geworden wäre ohne mich?

Da Gian und ich keine gemeinsamen Pläne hatten, begann ich meine eigenen zu schmieden, denn ich wollte nicht einfach warten und zuschauen, wie mein Leben an mir vorübergeht… Ich wollte meine Zeit nicht passiv mit Erwartungen vertrödeln, die meist eh in Enttäuschungen enden, sondern sie aktiv nutzen und mich in vielen verschiedenen Gebieten weiterbilden. Und dabei wurde mir etwas bewusst, das sich später als äusserst entscheidend erwies: Ich begann mein Gegenüber mit Verständnis und Liebe zu überraschen!
 
 
 
 
 
Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!


 

 
 
 
 
 

20 - Emma’s expectations

 
 
Actually I always put high demands on myself, on life in general and on others... for me this was completely normal, because at the time being I didn’t know differently. Only with time when I learned to know more and more people and their characteristics and compared them with mine I realized that my expectations were rather higher than normal...

So for me it was always natural to question critically and to understand first before I accepted anything. It was only when I met people who believed and took over in its entirety everything that others say or is disseminated by the media that I realized, that there were horses with other colours... and that their reasoning represented their standard! Therefore all of us are limited by the capacity of our own mind and we draw conclusions from our experiences… until we expand it.

In order to broaden my view I depend on clarifying and constructive discussion... so I expected to have an honest conversation with others and was stunned whenever someone lied into my face without the bat of an eyelid! Why oh why do some people just do everything to cover up the truth and hence take others for a fool? This never will work out, eventually the truth comes to light and establishes clarity by putting things back to where they belong... It's like a snakes and ladder board game: In a misstep there is too much time is wasted before getting back on the right track!

For me personally it's always a big disappointment when I catch a respected person in a lie... I just don’t want to believe it... Maybe because I do not want to change my impression of this person? I look for excuses and try to understand what causes a person to distort the truth by intentionally including only certain points and deliberately omitting others...

I never expect more from others than I am prepared to give myself or at least I am willing to try to achieve... I want to be an honest person and actually thought others had the same intention... but it soon became evident that views of ‘honest’ drastically differed! Were my ambitions too high or even absurd? Had I drawn the wrong conclusions and thus was on the wrong track? Or is it in the end the interpreted values of good and bad, which causes people to be guided by such standards and let them forget that 'bad' may end in 'good' if we are ready to tackle a problem?

Thus I was ready for unconditional love and faith but expected the same in return from others... I believed in the mutual enrichment of energy and power as well as in honest feedback, I could rely on! Only after many bitter disappointments I started to think my expectations over... Why do others not have similar high standards? Where do expectations come from? Are they an inner urge that wants to cover our (basic) needs? Or are they values of our society and educators, that have evolved and which are burned in by conditioning from generation to generation? Anyways, who determines what can be expected?

For example, the saying ‘In for a penny, in for a pound' requires an adherence to old - a promise forever - and consequently doesn’t allow any evolution! Even criticism is often declared as a blame and thus indisputable? And yet, what is said and done, is said and done - for whatever reason! And everything we do will be noticed - not only for us by itself! Even though no one responded! And everything we do is noticed, at least by ourselves - but what do we make of it? Do we conceal it, because we realize that it isn’t as great in the eyes of others or do deal with it with the intention to learn from it? And anyway, why do we do things for which we are ashamed (later)??? - Maybe society suppresses us with too rigorous standards and common sense will be wiped out by conditioning?

If we can forgive (ourselves), then at least the stamp 'bad' does not stick on us - and if such a misstep occurs only once, we will have forgotten about it soon... I am able to forget if the wound has healed: But a wound cannot heal, if it is poached in the same place again and again, like this it remains open, heals very slowly (if at all) and its scar will remembered of it forever... However, it is easy for me to forgive, because I learned that forgiveness is necessary if I am to free myself and allow myself to develop only what we let go is able develop!

In my relationship with Gian the lack of communication was always a severe handicap... Gian wasn’t able or didn’t want to express his wishes and expectations towards me and therefore locked me out. He seemed to ignore me, but gave attention to others, and this hurt terribly! Although he didn’t say anything, he seemed to listen to me and also understand what I was saying... this I noticed especially in his reactions! I often wonder what would have become of Gian without me?

As Gian and I didn’t have common plans, I started to forge my own, simply because I did not want to wait and watch my life passing by... I didn’t want to waste my time passively with expectations, which usually end in disappointment anyhow, but use it actively and take up further studies in many different areas. And there was something else I became aware of and which later proved to be very essential: I started to surprise my counterparts with understanding and love!
 
 
 

 
Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!




 





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