15 - Depression
Ein Gefühl der Machtlosigkeit breitete sich wie ein Netz über mich aus. Wie
die schmerzliche Realität, so wollte ich auch diese Ohnmacht nicht wahrhaben und
kämpfte dagegen an bis zur Erschöpfung… ich hatte nicht einmal mehr die Energie
zu funktionieren… Müdigkeit, Leere und Sinnlosigkeit machten sich breit… Ich
hatte keine Chance zurück in
die Welt der Träume und Fantasien zu flüchten, denn die bittere Realität hatte
mich eingeholt und war nun allgegenwärtig. Gian konnte mir in einer solchen
Situation nicht beistehen und mich tröstend in die Arme nehmen, sondern lief
weg um sich mit Freunden zu treffen... Und das verletzte mich noch mehr… ich bedeutete
Gian nichts! Ich war alleine zu zweit… er liess mich mit all meinen Problemen
alleine, die ich aber alleine nicht lösen konnte! – Versuchte ich deshalb immer
wieder eine gute Miene zum bösen Spiel zu bewahren und zu funktionieren weil
Gian mich dann lieber hatte? Oder bin ich wirklich nicht liebenswert? - Ich zweifelte
zutiefst an meinem Leben und mir selber…. Ich konnte und fühlte mich nicht
mehr… meine Gedanken kreisten unaufhörlich in meinem Kopf herum und liessen
nicht locker! Wie komme ich hier je einmal raus?
Ich schämte mich mit andern darüber zu reden und wollte auch niemandem zur Last fallen. Heulend verkroch
ich mich ins Bett und nur der Schlaf konnte mich von meinen Weinkrämpfen
erlösen. Kaum war ich erwacht, umschlang mich die Depression wieder und drohte
mich mit ihrer Last zu erdrücken… Ich wollte nur noch sterben, hatte genug von
allem und sah in nichts mehr einen Sinn… Aber da war noch Lena! Sie brauchte
mich und ich versuchte so gut ich konnte meine Schwermut vor ihr zu verbergen.
Meiner Mutter blieb mein Zustand nicht verborgen. Sie sprach mit mir
über meine Gemütsverfassung und riet mir die Depression einfach über mich
ergehen zu lassen bis ich den Boden wieder spürte damit ich mich wieder
aufrichten könnte... Nur, wo war der Boden? - Auch egal, wie alles eigentlich
egal war, aber ich wollte diesen neuen Input nutzen und hielt mich nicht mehr
zurück sondern ergab mich blind meinem Schmerz. Der Zwang zu müssen und sollen
verschwand und ich konnte mich hemmungslos ausheulen bis ich erschöpft
einschlief. Die Ohnmacht war nun dem Selbstmitleid gewichen, aber dagegen konnte
ich angehen - zu stolz war ich um mich wirklich selbst zu bemitleiden und einsichtig
genug um zu verstehen, dass nur ich alleine für mich und meine Situation verantwortlich
war…
Ich wurde wütend über mich selber, weil ich mich so behandeln liess von
Gian… und über Gian und was er mir angetan hatte, vor allem weil er sich keiner
Schuld bewusst war und mir auch in keiner Weise beistand! Ich hatte es satt
mich bei ihm hinten anzustellen und zuzusehen wie er immer wieder andere
vordrängeln liess! - Hatte ich alles aufs falsche Pferd gesetzt? Vielleicht schon…
denn eine Kompensation mit einer Ersatzbefriedigung brachte mein Ethos in Konflikt…
ich glaubte noch an die Monogamie! Zudem wollte ich herzlich bleiben und nicht hart werden indem ich Dinge
tat, die ich gar nicht wollte, nur um mich anzupassen oder Gian den Spiegel
vorzuhalten! - Abwendung und Hass riefen ein schlechtes Gewissen in mir hervor und ich
bemitleidete Gian, weil er nicht anders handeln konnte da er nichts anderes
gelernt hatte… Aber nun hatte er doch die Gelegenheit?! Warum nur packte er sie
nicht?
Ich hatte versagt!
Was konnte ich tun um die Situation in meine Richtung zu steuern? - Mir wurde
bewusst, dass ich ohne Hilfe nicht aus dieser Sackgasse herauskommen würde… Ohne
neuen Input konnte ich keine neuen Möglichkeiten in Betracht ziehen und würde
mich ewig im selben Kreis drehen bis die Spur zu tief war um zu entrinnen!
Eines Tages fasste ich meinen ganzen Mut und rief einen Psychiater an, mit dem
meine Mutter einmal zusammengearbeitet hatte. Ich konnte ihm meine Verfassung
nüchtern erklären und er riet mir einem Psychologen aufzusuchen, denn er wollte
mich nicht mit Medikamenten ruhig stellen. Mein Hausarzt überwies mich an eine
Psychologin, mit der ich mich bald darauf traf. Nach der ersten Sitzung gab sie
mir zu verstehen, dass ich meinem Problem durchaus bewusst war und dass es
nicht nur mein eigenes wäre – ich sollte doch zur nächsten Sitzung Gian
mitbringen! Er weigerte sich aber
standhaft mich zur Psychologin zu begleiten und tat meine Bitte damit ab, dass
ich ja schliesslich ein Problem habe, nicht er!
Was konnte ich tun? Ihn zwingen mitzugehen konnte ich nicht! So blieb
mir nichts anderes übrig als meine missliche Situation alleine mit meiner
Psychologin aufzulösen. Ich sagte Gian, dass ich mit ihr über alles sprechen
würde, da es bilateral ja nicht
möglich war… so schmerzlich wie es auch sein würde, aber es war der einzige Ausweg
aus meiner Ohnmacht! Glücklicherweise hatte ich in der Psychologin eine
einfühlsame und intelligente Person gefunden, mit der ich mich frei fühlte und
alles bereden konnte… Dies erleichterte mich enorm, gab mir mein Selbstbewusstsein
zurück und stärkte meine Zuversicht! Sie brachte mir Verständnis entgegen und
ich fühlte mich nicht mehr einsam und länger verrückt! Obschon mich in dieser
Zeit verrückte Träume heimsuchten… die mir aber schliesslich meine Situation
bildlich vor Augen führten… Nach nur drei Sitzungen schlossen wir ab und es
standen mir zwei Lösungen zur Auswahl: Entweder ich trennte mich von Gian und
würde somit nicht mehr seiner Kälte ausgesetzt sein oder ich blieb bei ihm und
könnte damit leben, dass er sich nie verändern würde…
PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
15 - Depression
The feeling
of helplessness overcame me. Just as I refused to accept the painful reality so
I was in denial about this powerlessness and struggled against it until I was
exhausted… I hardly had the energy to function… tiredness, emptiness and
hollowness spread over me… There was no chance for me to flee back into my
world of dreams and fantasies because the bitter reality had overwhelmed me. In
these situations Gian wasn’t able to give me moral support nor hold me in his
arms to comfort me, but he walked away to meet his friends… And this hurt me
even more… I didn’t mean anything to Gian! Even though we were together, I felt
alone… he left me alone with all my problems I couldn’t solve by myself! – It
seemed I would just have to grin and bear it because Gian preferred me like
this? Or was I just not likeable? - I profoundly doubted my sanity… I almost
did not know myself anymore… my thoughts circled incessantly in my head and
wouldn’t let go! How did I ever get out of this?
I felt
ashamed of talking about it and didn’t want to be a burden on somebody else.
Weepingly I crawled away into my bed as only sleep could release me from my
crying. Scarcely awake depression entwined me again and threatened to crush me
with its burden... All I wanted was to die; I had enough of all and didn’t see
a sense in anything at all... But there was still Lena! She was dependent on me
and I tried to hide my melancholia away from her as best as I could.
My depressions couldn’t be
concealed from my Mum. She talked to me about my state of mind and advised me to
tolerate it until I regained ground and was able to give new heart… Only, where
was the ground? – No matter, as actually nothing really mattered, but I wanted
to give the new input a chance and didn’t hold back any more but surrendered
myself blindly to my grief. The need to have to do anything disappeared and I
finally was able to have a good unrestrained cry until I fell asleep
exhaustedly. Helplessness made way for self-pity, but I was willing to take
measures against it – I was too proud to actually pity myself and insightful
enough to understand and take responsibility for myself as well as for my
situation…
I was
furious with myself because I let Gian treat me like that… und about Gian and
what he had done to me, most of all because he did not take any responsibility
no blame and didn’t give me any support at all! I was fed up with standing in
line waiting for him and noticing that he paid more attention to others and put
them ahead of me over and again! – Had I backed the wrong horse? Maybe yes…
since compensation with a vicarious satisfaction would be in conflict with my
ethos… I still believed in monogamy! In addition, I wanted to stay heartfelt
and not become hard while doing things I didn’t want to just to change myself
or mimic Gian’s behaviour to show him what it was like to be on the receiving
end of him! –
Turning away and hatred made me feel guilty and I felt pity for Gian because he
wasn’t capable of acting differently as he hadn’t learnt another way… But after
all, now he got the chance?! Why didn’t he grab at it?
I had
failed! What could I do to control the situation? – I became aware that I
wouldn’t get out of the deadlock without any help… Without any new inputs I
wasn’t able to consider new possibilities and would keep going around in
circles until the track was too deep to escape! One day I took all my heart and
called a psychiatrist my mother once had worked with. I was able to explain to him
my state of mind and he suggested me going to a psychologist as he didn’t want
to reat me with medication. My family doctor referred me to a psychologist who
I met soon after. After our first session she pointed out that I was perfectly
conscious about my problem and that it was not mine alone – I should bring Gian
with me next time! He completely refused to cooperate and wrote my request off
by saying that it was me who had a problem, not him!
What could
I do? I couldn’t force him to come with me! So I had no option but to solve my
situation alone with my psychologist. I told Gian that I would talk with her about
everything… however painful it would be, but it was the only escape from my
helplessness! Fortunately my psychologist was a very sensitive and intelligent
person with whom I felt free to talk about everything! It was a big relief, I regained my self-confidence and my confidence in
life increased! She empathised with me and I didn’t feel lonely and insane
anymore! Despite having a few crazy dreams... which finally showed me the
situation quite plainly... After three more sessions we agreed on two possible
options: Either I separated from Gian and wouldn’t be exposed to his coldness
or I stayed with him and could live with the fact that he would never change...
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!
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