09.12.2012

15 - Depression


 

15 - Depression

 
 
Ein Gefühl der Machtlosigkeit breitete sich wie ein Netz über mich aus. Wie die schmerzliche Realität, so wollte ich auch diese Ohnmacht nicht wahrhaben und kämpfte dagegen an bis zur Erschöpfung… ich hatte nicht einmal mehr die Energie zu funktionieren… Müdigkeit, Leere und Sinnlosigkeit machten sich breit… Ich hatte keine Chance zurück in die Welt der Träume und Fantasien zu flüchten, denn die bittere Realität hatte mich eingeholt und war nun allgegenwärtig. Gian konnte mir in einer solchen Situation nicht beistehen und mich tröstend in die Arme nehmen, sondern lief weg um sich mit Freunden zu treffen... Und das verletzte mich noch mehr… ich bedeutete Gian nichts! Ich war alleine zu zweit… er liess mich mit all meinen Problemen alleine, die ich aber alleine nicht lösen konnte! – Versuchte ich deshalb immer wieder eine gute Miene zum bösen Spiel zu bewahren und zu funktionieren weil Gian mich dann lieber hatte? Oder bin ich wirklich nicht liebenswert? - Ich zweifelte zutiefst an meinem Leben und mir selber…. Ich konnte und fühlte mich nicht mehr… meine Gedanken kreisten unaufhörlich in meinem Kopf herum und liessen nicht locker! Wie komme ich hier je einmal raus?
 
Ich schämte mich mit andern darüber zu reden und wollte auch niemandem zur Last fallen. Heulend verkroch ich mich ins Bett und nur der Schlaf konnte mich von meinen Weinkrämpfen erlösen. Kaum war ich erwacht, umschlang mich die Depression wieder und drohte mich mit ihrer Last zu erdrücken… Ich wollte nur noch sterben, hatte genug von allem und sah in nichts mehr einen Sinn… Aber da war noch Lena! Sie brauchte mich und ich versuchte so gut ich konnte meine Schwermut vor ihr zu verbergen.
 
Meiner Mutter blieb mein Zustand nicht verborgen. Sie sprach mit mir über meine Gemütsverfassung und riet mir die Depression einfach über mich ergehen zu lassen bis ich den Boden wieder spürte damit ich mich wieder aufrichten könnte... Nur, wo war der Boden? - Auch egal, wie alles eigentlich egal war, aber ich wollte diesen neuen Input nutzen und hielt mich nicht mehr zurück sondern ergab mich blind meinem Schmerz. Der Zwang zu müssen und sollen verschwand und ich konnte mich hemmungslos ausheulen bis ich erschöpft einschlief. Die Ohnmacht war nun dem Selbstmitleid gewichen, aber dagegen konnte ich angehen - zu stolz war ich um mich wirklich selbst zu bemitleiden und einsichtig genug um zu verstehen, dass nur ich alleine für mich und meine Situation verantwortlich war…
 
Ich wurde wütend über mich selber, weil ich mich so behandeln liess von Gian… und über Gian und was er mir angetan hatte, vor allem weil er sich keiner Schuld bewusst war und mir auch in keiner Weise beistand! Ich hatte es satt mich bei ihm hinten anzustellen und zuzusehen wie er immer wieder andere vordrängeln liess! - Hatte ich alles aufs falsche Pferd gesetzt? Vielleicht schon… denn eine Kompensation mit einer Ersatzbefriedigung brachte mein Ethos in Konflikt… ich glaubte noch an die Monogamie! Zudem wollte ich herzlich bleiben und nicht hart werden indem ich Dinge tat, die ich gar nicht wollte, nur um mich anzupassen oder Gian den Spiegel vorzuhalten! - Abwendung und Hass riefen ein schlechtes Gewissen in mir hervor und ich bemitleidete Gian, weil er nicht anders handeln konnte da er nichts anderes gelernt hatte… Aber nun hatte er doch die Gelegenheit?! Warum nur packte er sie nicht?

Ich hatte versagt! Was konnte ich tun um die Situation in meine Richtung zu steuern? - Mir wurde bewusst, dass ich ohne Hilfe nicht aus dieser Sackgasse herauskommen würde… Ohne neuen Input konnte ich keine neuen Möglichkeiten in Betracht ziehen und würde mich ewig im selben Kreis drehen bis die Spur zu tief war um zu entrinnen! Eines Tages fasste ich meinen ganzen Mut und rief einen Psychiater an, mit dem meine Mutter einmal zusammengearbeitet hatte. Ich konnte ihm meine Verfassung nüchtern erklären und er riet mir einem Psychologen aufzusuchen, denn er wollte mich nicht mit Medikamenten ruhig stellen. Mein Hausarzt überwies mich an eine Psychologin, mit der ich mich bald darauf traf. Nach der ersten Sitzung gab sie mir zu verstehen, dass ich meinem Problem durchaus bewusst war und dass es nicht nur mein eigenes wäre – ich sollte doch zur nächsten Sitzung Gian mitbringen! Er  weigerte sich aber standhaft mich zur Psychologin zu begleiten und tat meine Bitte damit ab, dass ich ja schliesslich ein Problem habe, nicht er!
 
Was konnte ich tun? Ihn zwingen mitzugehen konnte ich nicht! So blieb mir nichts anderes übrig als meine missliche Situation alleine mit meiner Psychologin aufzulösen. Ich sagte Gian, dass ich mit ihr über alles sprechen würde, da es bilateral ja nicht möglich war… so schmerzlich wie es auch sein würde, aber es war der einzige Ausweg aus meiner Ohnmacht! Glücklicherweise hatte ich in der Psychologin eine einfühlsame und intelligente Person gefunden, mit der ich mich frei fühlte und alles bereden konnte… Dies erleichterte mich enorm, gab mir mein Selbstbewusstsein zurück und stärkte meine Zuversicht! Sie brachte mir Verständnis entgegen und ich fühlte mich nicht mehr einsam und länger verrückt! Obschon mich in dieser Zeit verrückte Träume heimsuchten… die mir aber schliesslich meine Situation bildlich vor Augen führten… Nach nur drei Sitzungen schlossen wir ab und es standen mir zwei Lösungen zur Auswahl: Entweder ich trennte mich von Gian und würde somit nicht mehr seiner Kälte ausgesetzt sein oder ich blieb bei ihm und könnte damit leben, dass er sich nie verändern würde…





PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!

 
 
 
 
 
 
 
 

15 - Depression


 
The feeling of helplessness overcame me. Just as I refused to accept the painful reality so I was in denial about this powerlessness and struggled against it until I was exhausted… I hardly had the energy to function… tiredness, emptiness and hollowness spread over me… There was no chance for me to flee back into my world of dreams and fantasies because the bitter reality had overwhelmed me. In these situations Gian wasn’t able to give me moral support nor hold me in his arms to comfort me, but he walked away to meet his friends… And this hurt me even more… I didn’t mean anything to Gian! Even though we were together, I felt alone… he left me alone with all my problems I couldn’t solve by myself! – It seemed I would just have to grin and bear it because Gian preferred me like this? Or was I just not likeable? - I profoundly doubted my sanity… I almost did not know myself anymore… my thoughts circled incessantly in my head and wouldn’t let go! How did I ever get out of this?
 
I felt ashamed of talking about it and didn’t want to be a burden on somebody else. Weepingly I crawled away into my bed as only sleep could release me from my crying. Scarcely awake depression entwined me again and threatened to crush me with its burden... All I wanted was to die; I had enough of all and didn’t see a sense in anything at all... But there was still Lena! She was dependent on me and I tried to hide my melancholia away from her as best as I could.
 
My depressions couldn’t be concealed from my Mum. She talked to me about my state of mind and advised me to tolerate it until I regained ground and was able to give new heart… Only, where was the ground? – No matter, as actually nothing really mattered, but I wanted to give the new input a chance and didn’t hold back any more but surrendered myself blindly to my grief. The need to have to do anything disappeared and I finally was able to have a good unrestrained cry until I fell asleep exhaustedly. Helplessness made way for self-pity, but I was willing to take measures against it – I was too proud to actually pity myself and insightful enough to understand and take responsibility for myself as well as for my situation…
 
I was furious with myself because I let Gian treat me like that… und about Gian and what he had done to me, most of all because he did not take any responsibility no blame and didn’t give me any support at all! I was fed up with standing in line waiting for him and noticing that he paid more attention to others and put them ahead of me over and again! – Had I backed the wrong horse? Maybe yes… since compensation with a vicarious satisfaction would be in conflict with my ethos… I still believed in monogamy! In addition, I wanted to stay heartfelt and not become hard while doing things I didn’t want to just to change myself or mimic Gian’s behaviour to show him what it was like to be on the receiving end of him! – Turning away and hatred made me feel guilty and I felt pity for Gian because he wasn’t capable of acting differently as he hadn’t learnt another way… But after all, now he got the chance?! Why didn’t he grab at it?
 
I had failed! What could I do to control the situation? – I became aware that I wouldn’t get out of the deadlock without any help… Without any new inputs I wasn’t able to consider new possibilities and would keep going around in circles until the track was too deep to escape! One day I took all my heart and called a psychiatrist my mother once had worked with. I was able to explain to him my state of mind and he suggested me going to a psychologist as he didn’t want to reat me with medication. My family doctor referred me to a psychologist who I met soon after. After our first session she pointed out that I was perfectly conscious about my problem and that it was not mine alone – I should bring Gian with me next time! He completely refused to cooperate and wrote my request off by saying that it was me who had a problem, not him!
 
What could I do? I couldn’t force him to come with me! So I had no option but to solve my situation alone with my psychologist. I told Gian that I would talk with her about everything… however painful it would be, but it was the only escape from my helplessness! Fortunately my psychologist was a very sensitive and intelligent person with whom I felt free to talk about everything! It was a big relief, I regained my self-confidence and my confidence in life increased! She empathised with me and I didn’t feel lonely and insane anymore! Despite having a few crazy dreams... which finally showed me the situation quite plainly... After three more sessions we agreed on two possible options: Either I separated from Gian and wouldn’t be exposed to his coldness or I stayed with him and could live with the fact that he would never change...





PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!





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