15.09.2013

35 - Emma die Hausfrau / Emma the housewife

 

35 - Emma die Hausfrau


 
Mit viel Liebe und Hingabe widmete ich mich 12 Jahre lang Lenas Erziehung und der Hausarbeit. Ich hatte keine Ahnung was mich da erwarten würde, denn meine Mutter hatte immer alles für uns Kinder erledigt, so musste ich lernen zu waschen, kochen und alles andere mehr, das im Haushalt anfällt. Glücklicherweise war ich mit einem ausgeprägten Ordnungssinn gesegnet, der mir schnell Überblick über alles verschaffte und half Systeme zu erkennen und zu verbessern! : ) Mit dem Köpfchen arbeiten macht zudem Spass!


Auch die Erziehung war Neuland für mich und ich fragte mich immer wieder, ob ich wohl alles richtig tun würde? Was ist überhaupt richtig? - Ich versuchte meinen Kopf nicht über andere und alles andere zu setzen, sondern Lena und ihre Bedürfnisse und Muster zu spüren und zu verstehen… einen Konsens zu finden um zusammen ein gemeinsames Ziel zu erreichen, das mir damals noch nicht bewusst war… Ich fand heraus, dass dies eine äusserst wertvolle Arbeit war, wenn nicht die wertvollste überhaupt, denn die Erziehung unserer Jugend ist unsere Zukunft! Ich genoss es Zeit füreinander zu haben, im Austausch viel voneinander zu lernen und kann stolz behaupten, dass Lena mein schönster Lohn ist.
 
Leider sah Gian das nicht ganz so wie ich es betrachtete… er verhielt und äusserte sich eher abschätzig über Hausfrauenarbeit, so wie er auch die Meinung von Frauen und Kinder nicht wertschätzte. Er half mir nie aus freien Stücken, nicht einmal wenn ich ihm darum bat, oder dann mit einer so widerwilligen Mine, dass ich die schweren Waschkörbe lieber selber die 3 Stockwerke hinauf schleppte als ihn nochmals fragen zu müssen! Gian schätzte aber meine perfekte Bewirtung, vor allem wenn wir Gäste hatten. Während ich mich in der Küche zu schaffen machte und die Speisen servierte, unterhielt er sich mit den Gästen. Obwohl ich mich nicht immer aktiv am Gespräch beteiligen konnte, weil ich für unser leibliches Wohl sorgte, liess mir das ‘nur‘ Zuhören vieles über die verschiedenen Menschen erkennen…
 
So ist es in unserer patriarchischen und materiellen Welt auch kein Wunder, dass die Hausfrauenarbeit meist noch Fronarbeit ohne Lohn ist… Gian gab sogar viele Jahre mein Haushaltsgeld als Lohn an, das er von seinen Steuern abziehen konnte und ich hingegen versteuern musste! Gian baute stillschweigend sein Geschäft auf ohne mich weder an seinen Plänen noch Leben teilnehmen zu lassen. Das tat mir sehr weh, denn ich tat alles um unsere Beziehung zu pflegen… so organisierte ich zum Beispiel einmal im Monat einen Babysitter um mit Gian ein schönes Abendessen ausser Haus zu geniessen, nur, wenn ich es nicht organisierte, dann passierte gar nichts! Ich hatte Verständnis, dass er arbeiten ‘musste‘ und deshalb nicht viel Zeit mit uns verbringen konnte. Trotzdem suchte und fand ich immer einen Weg gemeinsam Zeit zu verbringen, was natürlich forderte, dass ich mich ihm und seinem Zeitplan anpasste! Hingegen war es kein Problem für ihn regelmässig mit seinen Freunden in Urlaub zu fahren, was er ein Jahr voraus planen konnte, sowie kurzfristig seine Zeit für Kumpel umzudisponieren und uns alleine sitzen zu lassen – das war immer wieder ein echt harter Schlag, der mir das Gefühl gab nichts wert zu sein.
 
Wenn ich Gian darauf ansprach, dann war das in seinen Augen ganz und gar nicht so und er behauptete ich hätte Wahnvorstellungen… Er erzählte mir immer weniger oder log um sein Leben mir gegenüber nicht rechtfertigen zu müssen… Und ich hatte die Wahl entweder die Opferrolle anzunehmen oder etwas aus meinem Leben zu machen... Die Arbeit zuhause mit Lena und im Haushalt, die ich so perfekt wie möglich verrichtete, und das Anpassen an die Zeitpläne von Lena und Gian liess nicht viel Zeit für mich selber übrig. Aber anstatt sie mit Warten auf Gian zu verschwenden, öffnete ich meine Augen und ergriff die Chancen, die sich mir ergaben…
 
Eines Tages fragte mich mein Frisör ob ich an einer lokalen Modeschau mitlaufen würde… Natürlich fühlte ich mich geschmeichelt, musste aber gleichzeitig einräumen, dass ich keine Ahnung vom Laufsteg hatte. Aber auch dieses Problem konnte gelöst werden, denn ich meldete mich in Zürich an einen Kurs an und bevor die Modeschau stattfand, wusste ich wie man sich auf dem Laufsteg bewegte und! Danach ging alles Schlag auf Schlag, ich erhielt einen Auftrag nach dem andern, bildete selber Models aus und organisierte schlussendlich viele Shows. Da mir Lena jedoch stets wichtiger war, ich keine Unterstützung von Gian erhielt und ich zudem keine Geschäftsfrau war und bin, versandete mein Projekt nach einigen Jahren. Solange es aber möglich war, konnte ich mir die Zeit für diese unregelmässige Arbeit stehlen und mit dem Geld Urlaube mit Lena realisieren, die wir mit Reisen durch Europa und Besuche bei Freunden in den USA und Mexiko verbrachten.
 
Ab und zu gesellte sich Gian dazu, er organisierte aber nie etwas für uns sondern schloss sich als Mitläufer an. Noch hatte ich stets das Gefühl in seinen Augen nichts wert zu sein und versuchte immer perfekter zu werden…um wenigsten ein bisschen Aufmerksamkeit von ihm zu erhaschen. Gian war jedoch nur mit sich selber beschäftigt, liess nicht mit sich reden, denn er wusste ja schon alles und liess daher keine neuen Inputs zu… Ich musste das akzeptieren und zog mich immer mehr zurück, vor allem weil es weh tat mit anzusehen wie er sich untern andern anders verhalten konnte… Ich wollte mein Glück nicht mehr von ihm abhängig machen und nicht mehr an mir selber zweifeln, denn von allen andern Mitmenschen erhielt ich Anerkennung, Interesse und Aufmerksamkeit! Ich konzentrierte mich auch Lena und mich und hatte das Glück mein Leben mit guten Freunden sowie meiner Mutter zu teilen…





Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
 



 



35 - Emma the housewife



With a lot of love and commitment I devoted myself to Lena's education and housework for 12 years. I had no idea of what would expect me as my mother had always done everything for us kids, so I had to learn to wash, to cook and everything else more that arises in doing the household. Fortunately, I was blessed with a keen sense of order, which gave me quick overview over everything I had to do and helped me to identify and improve systems! : ) In addition it was much more fun using my brains!
 

Education too, was new to me and I kept asking myself whether I would do everything right? What is right at all? - I tried not to put my head above others and everything else, but to feel and understand Lena and her needs and patterns... to find a consensus and together achieve a common goal, which at that time I still wasn’t aware of... I found out that this was valuable work, if not the most valuable at all, because education of our youth is our future! I enjoyed spending time with her, on exchange learning a lot from each other and I can proudly assert that Lena is my greatest reward.
 
Unfortunately, Gian didn’t see it exactly the way I looked at it... he behaved and commented rather dismissingly on housework, the way he did not value the opinion of women and children. He never helped me willingly, not even when I asked him, but if so then with such a grudging mine that I would rather drag the heavy laundry baskets up the 3 floors on my own than ask him again! But Gian appreciated my perfect hospitality especially when we had guests. While I was busy in the kitchen and serving the dishes he chatted with the guests. Although I could not always actively participate in the conversation, because I took care of our physical well-being, 'just' listening made me recognize a lot about different people...
 
Consequently it is no wonder that the work of a housewife in our patriarchal and material world is mostly still bonded labour without pay... Gian even declared my household money as salary for many years, which he could deduct from his taxes and on the other hand I had to pay tax for! Gian tacitly built up his business without letting me take part of neither his plans nor his life. That hurt me very deeply because I did everything to cultivate our relationship... for example, I organized a babysitter once a month in order to enjoy a nice dinner outside the house with Gian, only, when it wasn’t me who organized, nothing happened at all! I recognized that he ‘had’ to work and therefore could not spend much time with us. Nevertheless, I sought and always found a way to spend time together, which of course demanded that I adapted to him and his schedule! However, it was no problem for him to spend regularly vacations with his friends, which he even could plan a year ahead, as well as shortly change his plans for buddies and abandon us - that was always a real hard blow, which made me feel being worth nothing.
 
When I confronted Gian, in his eyes it wasn’t like that at all and he claimed me having delusions... He told me less and less or lied in order not to have to justify himself... And I had the choice of either accepting the role of the victim or making something of my life... My work at home with Lena and in the household, which I was doing as perfectly as possible, and adapting to the schedules of Lena and Gian did not allow much time for myself. But instead of wasting my time waiting for Gian, I opened my eyes and took the opportunities that arose to me...
 
One day my hairdresser asked me if I would participate on a local fashion show... Of course I was flattered, but at the same time I had to admit that I had no idea about catwalk. But also this problem could be solved, because I enrolled and attended a course in Zurich and before the fashion show took place I knew how to move on the catwalk! Thereafter everything went quickly; I got one job after another, trained models myself and finally organized many shows. Lena, however, always was the most important thing in my life and as I received no support from Gian as well as was and still am not a business woman, my project petered out after a few years. But as long as it was possible, I stole time for myself to do this irregular job and with the money I realized holidays with Lena, which we spent travelling through Europe and visiting friends in the U.S. and Mexico.
 
From time to time Gian joined us, but he never organized something for us, merely joined as a follower. Still I had the feeling to be worth nothing in his eyes and tried to become more perfect... at least to catch a little attention from him. Gian however, was only concerned with himself, refused to listen to what I had to say as he already knew everything and therefore did not allow new inputs... I had to accept it and bowed out more and more, especially since it hurt to see him behave differently among others... I did not want to make my happiness conditional on him and doubt myself any longer, because I received recognition, interest and attention from all the others I met! I concentrated myself on Lena and myself and had the good fortune to share my life with good friends as well as my mum...

 

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