31 - Emma lässt los
Neues fordert all meine Konzentration: Ich nehme Neues wahr mit all meinen
Sinnen, versuche es mit meinem Geist zu verstehen und im bereits Vorhandenen
einzuordnen. Die Energien schwingen auf einer ganz andern Ebene als im gewohnten
Umfeld, wo man zu oft in gut funktionierende Muster fällt anstatt das Ganze von
einem andern Blickwinkel aus zu betrachten… Auf Reisen lebe ich meist im Hier
und Jetzt und verarbeite ständig neue Eindrücke, was mir ein Gefühl von Freiheit
und Loslassen von Altem vermittelt. Aber kaum bin ich wieder zuhause, weigere
ich mich zuerst zurück im selben Netz mit den gleichen Mustern zu reagieren und
merke dann schon bald, dass ich machtlos war und es bereits wieder tue…
Als Lena 8 Jahre alt war, war nicht die Rückkehr aus unserer Reise durch
Schottland die Ernüchterung, sondern ein Autounfall an unserem 2. Urlaubstag! Eine
frontale Kollision brachte uns von der wenig befahrenen Nebenstrasse und
veränderte in Sekundenschnelle alles… Ich erinnere mich kurz darauf einmal zu
Bewusstsein gekommen zu sein, aber als der Anblick von Lena, eingeklemmt im
Wrack, mir die Realität bewusst machte, wollte ich sie einfach nicht wahrhaben und
entglitt zurück ins Koma… Erst als wir behutsame Hilfe von einem Lehrerehepaar
erhielten, kam ich zurück und wusste genau was geschehen war. Wir wurden von der
Ambulanz zum nächst grösseren Spital gebracht und dort 3 Stunden lang minuziös
untersucht. Da konnte ich auch Gian benachrichtigen. Er schien den Ernst der
Lage nicht zu erkennen und anstatt den nächsten Flug zu nehmen (der ihm sogar von
der Versicherung bezahlt worden wäre) organisierte er für uns einen bald
möglichsten Rücktransport in die Schweiz. Lena hatte 5 Brüche an Beinen und Armen
- einer davon war so kompliziert, dass sie mit Vollnarkose operiert werden
musste und danach ihr Bein eigentlich für 4 Wochen nicht bewegen hätte dürfen.
Gian holte uns am Flughafen ab und brachte uns nach Hause. Er trug Lena
hinauf in unsere Wohnung im 2. Stock, wo bereits ein Rollstuhl für sie bereit
stand. Er lud uns buchstäblich ab und ging danach gleich zurück an seine Arbeit.
Erst als Lena auf die Toilette musste, ich ihr mit einem gebrochenen Arm nicht
helfen konnte und wir am Schluss weinend auf dem Boden vor der Toilette lagen,
wussten wir wie hilflos wir wirklich waren… Ich rief ihren Kinderarzt an,
schilderte die Situation und Lena wurde umgehend in eine Klinik überführt. Durch
den Rückflug in die Schweiz hatten sich ihre gebrochenen Knochen wieder verschoben
und sie musste nochmals operiert werden - wieder mit Vollnarkose! Ich fühlte
mich so schuldig für ihr Unglück und hatte niemanden, der mich auffing… Ich besuchte
sie jeden Tag für einige Stunden im Spital und las in diesen 3 Wochen ‘Das LOLA-Prinzip‘ von René Egli, ein Buch, das
mir das Loslassen näher brachte...
Da sass ich nun alleine
mit meiner Ohnmacht auf dem Dach der Klinik in der warmen Sonne und übte mich
im Loslassen… Alles verändert sich – immer, ständig! Das, was man festhält,
kann sich nicht entwickeln… So ist die Pubertät doch sicher auch eine Phase,
die die Loslösung von den Eltern einleitet: Kinder werden so unerträglich, dass
man sie gerne gehen lässt! ; ) Ich begann das Schicksal als Chance zu
betrachten und steuerte meine ganze Kraft auf mich selber – ich hatte keine Energie
mehr übrig um für eine Beziehung zu kämpfen, die eigentlich gar keine war…
Gian hatte kein
Vertrauen zu mir und das verletzte mich zutiefst. Ich konnte ihm nicht helfen,
wie sehr ich es auch wollte, denn er würde mich nicht helfen lassen! Sein Ego konnte
es nicht verkraften, dass ich mehr Wissen und tiefere Erkenntnisse durch meine
Erfahrungen und Leidensbereitschaft hatte. Er hatte diese Möglichkeit auch,
aber seine Gefühle waren abgestumpft und seine Unverletzlichkeit liess keine tiefen
Erkenntnisse zu. Er war immer noch der Ansicht, dass er fehlerlos war - wenn
man sich keine Fehler eingestehen kann, kann man auch nichts ändern und verstrickt
sich immer mehr in einem Netz anstatt sich zu befreien und sich weiter zu
entwickeln… Ich musste ihn loslassen, weil ich mich bereits im selben Netz
verstrickt hatte. Ich verstand ihn, konnte nicht helfen und hinderte damit
meine eigene Weiterentwicklung - ich war gefangen und stand still!
Ich wollte weiter
kommen - das konnte doch nicht alles gewesen sein?! So blieb mir nichts anderes
übrig als zu akzeptieren, dass Gian mir die Liebe und Zuwendung, die ich zum Leben
brauche, nicht geben könnte (aus welchem Grund auch immer). Obwohl er es mit
ansah, wie sehr ich darunter litt ihn nicht erreichen zu können, machte er
keinen Schritt auf mich zu. Ich dachte Gian sei ein erwachsener und einsichtiger
Mann, aber er benahm sich wie ein kleiner Junge… Es tat mir leid und war sehr
beschämend für mich… Ich wusste, dass er als Kind sehr verletzt wurde, dadurch sein
Vertrauen verlor, sich verschloss und sich nicht mehr öffnen kann... Je länger er
sich dagegen wehren würde, desto schwieriger wird es sein diesen Schritt zu
tun. Es wäre leichter für mich, wenn er ein gemeines Arschloch wäre, dann
könnte ich mich leichter von ihm trennen! Aber ich bemitleidete ihn und auf
diese Weise war es hart loszulassen…
Wenn man sich nicht
mehr als Mittelpunkt betrachtet, sondern als kleinen Teil vom Ganzen, bekommt man
genug Abstand und Weitsicht die Dinge aus einem andern Blickwinkel zu sehen und
beginnt sie zu verstehen. Damit lässt man los, vollzieht die Entwicklung in
eine höhere Bewusstseinsebene und erreicht durch freie Energien grösseres
Bewusstsein… Solange ich denken kann, war ich… und wenn ich einmal nicht mehr
denken kann, dann ist es nicht mehr wichtig… Deshalb ist es umso wichtiger, sich
nicht zu wichtig zu nehmen aber loszulassen, was man nicht halten kann… auch unsere
Energien sind dort, wo wir sie hinlenken!
Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
31 - Emma lets go
Encountering new things calls all my concentration:
I perceive new things with all my senses, try to understand
them with my mind and to integrate them into my system. The energies vibrate at a very different level than
in the familiar environment where
we fall too often in well-functioning patterns instead of
observe the whole thing from a different
point of view... When travelling,
I live mostly in
the here and now and process
new impressions constantly, this to me conveys a sense of freedom and letting go of old thoughts. But as
soon as I'm back home, I quickly slip back into the old routines and soon after I realize that I was powerless
and am allowing old patterns to control
me once more...
When Lena was
8 years old, the disillusionment was not the return from our trip through Scotland, but a car accident on our 2nd day of
vacation! A frontal collision
had forced our car off the little-used side
road and changed everything in seconds... I remember
having once briefly becoming consciousness, but when the sight of Lena, trapped
in the wreckage, brought the reality to my mind, I refused to believe it and slipped back into a
coma... It was only when we got
the help of a gentle
teacher couple that I regained consciousness and knew exactly what had
happened. We were taken by
ambulance to the nearest major
hospital and examined
there for 3 hours meticulously.
There I was able to notify Gian. He did not seem
to realize the seriousness of the
situation and instead of taking the
next flight (which even would have been paid by the insurance company), he
organized for us an earliest possible return transport to Switzerland. Lena had five
fractures in her legs
and arms - one of them was so
complicated that she had to
undergo surgery with general
anaesthesia and have her leg
immobilized for 4 weeks.
Gian picked
us up from the airport and took us
home. He carried Lena up into our apartment on the 2nd floor where a wheelchair was
waiting for her. He literally discharged us and went back
to work right after. Only when Lena had to go to the
bathroom, I could not help her with
my broken arm and we were
lying on the floor in front of the toilet crying in the end, we
knew how helpless we really were... I called
her paediatrician, described
the situation and Lena was immediately transferred
to a hospital. Due to the flight
back home to Switzerland her broken
bones had shifted and therefore had to undergo another surgery
- again with
general anaesthesia! I felt so guilty for her accident
and had nobody to rescue me... I visited her every day in the clinic for
a few hours and during those 3 weeks I read 'The LOLA-Principle' by René Egli,
a book which gave me more understanding of letting go...
There I sat
now alone with my powerlessness on the roof of the hospital in the warm sun exercising letting go... Everything is
changing - always, constantly! What we hold
back, cannot develop... Puberty
surely is a phase,
which initiates the separation
of one’s parents:
Children are that unbearable until we
let them go willingly! ; ) I began
to consider fate
as a chance and drove all my energy on myself
- I had no more
energy left to fight for a relationship that actually wasn’t one...
Gian had no
confidence in me which hurt me
deeply. I could
not help him as much as I wanted because he would
not let me! His ego could not handle me
having more knowledge and a
deeper understanding due to my
experience and willingness to suffer. He took some risks but his feelings were
numb and he refused
to look inside himself. He was still of the opinion that he was
flawless - if we cannot admit
errors, we are not able to change anything and entangled
more and more in a network rather than liberated and refined... I had to let him go because I was already caught
in the same network. I understood him,
could not help and thus was preventing
my own development - I was trapped and stopped!
I wanted to progress - surely this could not have been everything yet?! So I had no choice but to
accept that Gian could not give me (for whatever reason) the love and affection I needed to live. Although he was
watching me not being able to reach him
and therefore suffering awfully, he
did not take a step towards
me. I thought Gian
was an adult and insightful man, but he acted like a
little boy... I felt sorry
and it was very embarrassing for me... I
knew he was deeply
hurt as a child, thereby lost his confidence, closed
up and could not open
anymore... The longer he resisted, the more difficult it would be
to take this step. It would be easier for me if he was a nasty asshole, in that case I could
have easily separated from him! But I pitied him and thus it was hard to let
go...
If we no longer regard
ourselves as the centre of the world, but as a small part of
a greater whole, we get enough distance
and foresight to see things from a different perspective and start to understand them. This means that if
we let go, we advance to the position of a higher
level of consciousness and reach greater awareness with free energies... As long as I can remember, I was... and
once I will not able to think anymore,
it won’t be important anymore... That’s why it is even more important to not think overly highly of ourselves but
let go of what we cannot hold back...
our energies too are where we channel them to!
Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!