28.10.2012

9 - Die Liebe / Love



9 - Die Liebe
 
 
Hat Liebe etwas mit Verliebtheit zu tun? - Vielleicht… denn aus Verliebtheit kann immerhin Liebe entstehen!  Was aber ist die Liebe?

In Millionen von Geschichten und Liedern wird die Liebe beschrieben und besungen – und das auf der ganzen Welt und in jeder Kultur. Ich möchte sogar behaupten die Liebe ist das Thema Nummer eins, nicht nur in der Kunst! Aber meist geht es in diesen Geschichten um Liebe, die eher Wunschvorstellung als Erfüllung ist… sei es weil Umstände diese grosse Liebe nicht ermöglichen oder weil die erhoffte Liebe nicht erwidert wird... Ist diese schmachtende und enttäuschte Liebe wirklich die Liebe? Oder zeigen uns unsere Geschichten, Lieder und Filme nur was wir denken, was Liebe ist, und wiedergeben somit lediglich ein Stück Zeitgeschichte?
 
Und doch sind die meisten Menschen fähig Liebe zu empfinden… ein Gefühl, das entsprechend persönlicher Erfahrungen wahrgenommen wird und meist im Zusammenhang mit einem Objekt entsteht. Was ist es, das unser Gegenüber in uns auslöst - oder besser gefragt: Was will ausgelöst werden? Ist es unsere Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung, die unsere Leidenschaft erweckt? Projizieren wir unsere Vorstellung von Liebe, wie sie sein könnte oder wie wir sie einmal erlebt haben? Oder ist es die pure Eroberungslust, die durch sexuelle Anziehung entfacht wird? – Sex ist für manch einer die einzige Form einem andern Menschen nah sein zu können und könnte daher auch der Grund sein, weshalb Sex oft mit Liebe verwechselt wird…

Woher kommen unsere Vorstellungen von Liebe? Ist es die Kombination aus dem Grundbedürfnis nach Zuwendung, unserer Erfahrungen sowie dem, was uns vorgelebt wird, die unsere Sehnsüchte entstehen lässt? – Die Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit bleibt oft unerfüllt… und wir suchen eine Ersatzbefriedigung in Materiellem oder stillen sie mit Alkohol und andern Genussmitteln… Die Verletzungen unserer Gefühle unterdrückt unsere Fähigkeit zu lieben und verwandelt sie in Angst… Die Liebe und Leidenschaft, die wir mit einem andern Menschen teilen wollen, hat eher mit sexuellem Verlangen nach einem Körper zu tun und Besitzansprüche sind somit vorprogrammiert… Ist es diese Unfähigkeit zu lieben, die die Monogamie in Frage stellt? Dürfen und können wir tatsächlich nur einen einzigen Menschen lieben, wie es unsere Gesellschaft diktiert (was möglicherweise aus unserer Vorstellung des Monotheismus entstand)? Oder ist die Liebe mannigfaltig und flexibel?

Alles ist nur eine Frage der Betrachtung… denn Liebe ist kein Objekt, sondern eine Fähigkeit, wie Erich Fromm in seinem Buch ‘Die Kunst des Liebens‘ so treffend beschreibt (übrigens mein meistverschenktes Buch)! Wahre Liebe ist bedingungslos und an keinerlei Erwartung geknüpft… Bedingungslose Liebe will nicht besitzen, vergleicht nicht, sondern ist die Fähigkeit eine momentane Vollkommenheit zu erkennen… Die Kunst des Liebens setzt Aufmerksamkeit voraus, kann gelernt und muss gepflegt werden…

Indem wir echtes Interesse bekunden, ungeteilte Aufmerksamkeit erteilen und somit Sorge tragen, wachsen wir mit der Entwicklung unseres Partners mit - es entsteht keine Entfremdung, wir bewahren die Fähigkeit unser Gegenüber unvoreingenommen zu betrachten und immerwährenden Respekt zu entwickeln. Ein solches Zusammenleben steigert unser Selbstwertgefühl und die seelische Stabilität und wir fühlen uns geborgen... So kann aus anfänglicher Verliebtheit stetige Bewunderung und bedingungslose Liebe entstehen, denn wir nehmen Dinge so, wie sie sind, lernen Gutes erkennen, prästieren und lieben. Wir sind offen und durch eine Symbiose können wir aus mehr Möglichkeiten schöpfen und zu weiteren Bewusstseinsebenen fortschreiten! Dieses Gefühl macht frei und kann einen Flow erzeugen, der endlos fliesst…

Es stellt sich jedoch die Frage, ob unser Umfeld für eine bedingungslose Liebe geschaffen ist und ob eine solche Liebe heute überhaupt Platz hat… Vielleicht lohnt  sich ein Versuch unser Bedingungsschema zu überdenken, welche unsere Angst vor unerwiderte Liebe so gross macht? Was können wir schon verlieren, wenn wir Vertrauen schöpfen und Pioniergeist entwickeln anstatt uns von Angst infizieren zu lassen und  im selben Sumpf stecken bleiben? - Eines ist sicher: Ohne Liebe fühlen wir uns definitiv einsam!






PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!


 







 



9 - Love


 
Has love got anything to do with being in love? - Maybe… because there is the chance that love can grow out of the state of being in love! But what is love?
 
Millions of stories and songs tell about love – and this all over the world and in each and every culture. I even dare to suggest that love is topic number one, not only in art! But in those stories most of the times love turns out to be rather wishful thinking than fulfilment… Whether it is because circumstances do not allow such love or because desired love is unreturned… Is this kind of yearning and disappointed love really love? Or are all those stories, songs and films just showing what we think love is and thus render merely a piece of contemporary history?

Yet still most humans are capable of feeling love… a feeling which is perceived according to individual experiences and mostly is developed in connection with an object. What is it our counterpart provokes in us – or more precisely: What is that lights our fire? Is it longing for love and devotion which awakens our passion? Do we project our notion about love, how we think it could be or the way we experienced it once? Or is it sheer lust for conquest which is inflamed by sexual attraction? – For lots of people sex is the only way they know how to be close to another and could therefore also be the reason why sex is often confused with love…
 
Where do our conceptions of love come from? Is it a combination of the basic need for attention, for the experience or for what we have been led to believe is what is supposed to enflame our desires? – Longing for love and caring often remains unfulfilled… which makes us look for vicarious satisfaction of tangibles or trying to satisfy our desires with alcohol and other stimulants… Hurt feelings suppress our capability to love and turn it into fear… Love and passion we wish to share with another person are related to sexual desire for a body and so claims of ownerships are programmed… Is it the inability to love which casts doubt on monogamy? Are we actually allowed and able to love solemnly one single person the way it is dictated by our society (which possibly derives from our imagination of monotheism)? Or is love manifold and flexible?
 
Everything is just a question of consideration… because love is not an object, but an ability, like Erich Fromm describes aptly in his book ‘The Art of Loving’ (by the way the book I give to others more than any other)! True love is unconditional and not tied to any expectations… Unconditional love has no desire to possess, is never comparing but represents the ability to recognize a momentary perfection… The art of loving requires attention, is learnable and must be cultivated…
 
If we indicate true interest, give our undivided attention and thus show we care enough about another, we are able to grow with the development of our partner – there will be no alienation, we keep our ability to encounter our counterpart without bias and develop perpetual respect. Such coexistence increases our self esteem and stability and makes us feel secure… That’s how consistent admiration and unconditional love arises from initial infatuation, because we take things as they are, learn to discover the good, to appreciate as well as to love. We are open-minded and a symbiosis gives us more resources to draw on and consequently advance to higher levels of consciousness! The feeling of it frees us and produces a flow that flows endlessly…
 
But this begs the question if our environment is created for unconditional love and if there is room for such love at all… Perhaps it is worthwhile to reconsider our formula for consideration about what is the cause of our fear of unrequited love? What can we lose if we come to trust and develop a pioneering spirit instead of contracting fear and stay in the same old swamp? – That’s for sure: Without love we definitely feel lonely! 
 
 
 
 
 
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!





21.10.2012

8 - Emma ist verliebt / Emma in love

 
 
8 - Emma ist verliebt

 

Mein Körper, mein Geist und meine Seele schreien nach dir… ich begehre dich, möchte dir nah und eins mit dir sein… Ich will deinen Körper erforschen, meinen durch dich spüren und mit dir für eine Weile in eine andere Welt abtauchen… Ich habe das Verlangen alles über dich zu erfahren, meine Gedanken mit dir zu teilen und mit dir in geistigen Höhenflügen ins Unendliche abzudriften… Ich sehne mich danach dich zu lieben, von dir geliebt zu werden und mit deiner Seele zu verschmelzen… Ich möchte dein wahres Ich kennen lernen  – unvoreingenommen und ohne Erwartungen. Ich will mich selber sein können und meine starken wie auch meine schwachen Seiten ausleben. Und ich sehne mich danach mich an deiner Seite ‘zuhause‘ und geborgen zu fühlen…

Das Gefühl der Verliebtheit ist mit dem Verstand kaum zu erfassen und mit Worten fast nicht zu beschreiben… Ich schwebe und fühle mich zu allem erhaben – alles, was ich mir vorstelle scheint möglich! All meine Einstellungen sind auf das Höchstmögliche programmiert! Wenn ich von Liebe erfüllt bin macht es mich stark und wenn sie erwidert wird unbesiegbar!

Aber, entfachen diese Adrenalinschübe nur Visionen, die nichts mit der Wirklichkeit zu tun haben? - Wenn ich mich verliebe, dann sehe ich die komplette Festplatte meines Gegenübers mit allen Möglichkeiten, die meine Wünsche und Träume erfüllen könnten… Die Vorstellung meine Träume zu leben inspiriert mich, spornt mich zu Höchstleistungen an aber macht mich auch blind für die Realität… denn nur wenn ich glauben und hoffen kann, dass mein Auserwählter mit mir den Traum einer gemeinsamen grossen Liebe leben möchte, kann ich ihn aufrecht erhalten…

In der Realität hält der Zustand der Verliebtheit doch maximal 2 Wochen an, dann verblasst der Glanz! Wenn wir die rosa Brille absetzen sehen wir besser und mehr: Gemeinsame Ziele werden immer mehr nur die eigenen und es findet schon bald kein gegenseitiges Pflegen und Hegen mehr statt… Selbstverständlichkeit schleicht sich in den Alltag. Wünsche und Träume weichen Erwartungen und Hoffnungen. Jeder ist zu sehr mit sich selber und seinen kurzfristigen Begehren beschäftigt, die irgendwie immer und überall erfüllt werden können, so dass die Kunst des Liebens verloren geht… und die Bequemlichkeit schlussendlich siegt.

Was wenn es diese grosse ewige Liebe gar nicht gibt und uns alles nur vorgegaukelt wurde? Ist die Vermehrung der alleinige Zweck weshalb man sich verliebt? - Gewiss steigen die biologischen Chancen bei sexueller Anziehung, die zweifellos besteht wenn man sich verliebt…  Weshalb denn, haben die Menschen gesellschaftliche Systeme (Gesetze und Religionen) entwickelt, die eine ewige Bindung diktieren? Und warum glauben wir in der heutigen Zeit  noch an die grosse Liebe und wünschen uns eine ewige harmonische Beziehung? - Setzt Verliebtheit die Fähigkeit voraus Sorge tragen und eine bedingungslose Liebe mit echtem Interesse und Respekt entwickeln zu können?

Ich glaube, der Zustand der Verliebtheit (wie fast alles) kann kultiviert werden! Wenn ich meinen Partner immer wieder bewundern kann, kann ich mich auch immer wieder in ihn verlieben… Dazu reicht echtes Interesse und Respekt – genau wie es in der Phase der Eroberung intensiv gezeigt wird! Leider betrachtet der Verliebte oft seine Eroberung als Besitz… echtes Interesse wie auch der Respekt erlischt… und Besitzansprüche entstehen… Können und wollen wir andere Menschen wirklich besitzen? Haben wir nicht schon genug damit zu tun uns selber im Griff zu haben? Was bestimmt unsere Abhängigkeit vom andern? Sind es die Muster, die wir entwickelt haben und in die wir uns jetzt verstricken? Und was veranlasst uns alles in unserer Macht zu tun um unseren Willen durchzusetzen? Ist es die Macht der Manipulation ein Spiel zu beherrschen? -  Dabei ist es doch das schönste Kompliment, wenn jemand aus freien Stücken mit mir zusammen sein will!

Eigentlich ist die Fähigkeit sich (immer wieder) zu verlieben sehr erstrebenswert… darin ist keinerlei Frustration zu erkennen: Meine Wünsche und Träume repräsentieren meine individuellen Bedürfnisse und Ideale, beflügeln mich und hegen immerwährende Hoffnung! Es herrscht Spannung, denn nichts ist vorhersehbar und alles möglich! Neue Erfahrungen beleben… ich kann entflammen, auch wenn es nur für einen kurzen Moment ist und eine Zukunft nur in der Fantasie erblühen kann - aber sie belebt!

Vielleicht sollten wir in Liebesbeziehungen wie in geschäftlichen vorgehen und die emotionale Ebene sachlich angehen? Erst wenn wir über unsere Wünsche sprechen und sie vergleichen, wissen wir ob sie vereinbar sind… Als ich Gian kennenlernte, habe ich ihn nach seinen Wünschen und Träumen gefragt, er gab mir aber keine Antwort noch war er an meinen interessiert! Da er sich weigerte über Emotionales zu sprechen, fertigte ich einen Fragebogen an – vielleicht geht Schreiben besser? Aber auch diese Fragen wurden nie beantwortet… War es ihm nicht wichtig genug?  Wollte er sich nicht festlegen? Oder hatte er einfach nur Angst vor Gefühlen und war deshalb unfähig sich darüber zu äussern… und zu lieben? – Das mit der Liebe war also doch nicht so einfach, wie ich angenommen hatte!




 
PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!
 







8 - Emma in love


 

My body, my spirit and my soul are crying out for you… I feel a vehement desire to be close to you and one with you… I want to explore your body, feel mine through yours and submerge into another world with you for a moment… I’m longing for getting to know everything about you, sharing my thoughts with you and flying high together into infinity…  I’m craving for loving you, being loved by you and melding with your soul… I want to know your true you – unbiased and without expectations. I want to realize myself and show my strengths and weaknesses. And I hunger after feeling at home and secure on your side...

The sensation of infatuation is difficult to grasp and almost impossible to express in words…  I’m flying high and feeling above all – everything I imagine seems possible! All my settings are tuned to the highest possible sensitivity! When I am full of love it makes me strong and if it is returned I feel invincible!

But, do those adrenalin rushes merely spark off visions which have nothing in common with reality? – When I fall in love I see the complete hard drive of my partner with all the possibilities which could fulfill my desires and dreams… The idea of living my dreams inspires me, stimulates me to maximum capacities but also makes me blind to reality… because only if I believe in and am hopeful that my chosen one shares my dream of a common big love, I am able to stick with it…

However, in reality the state of being in love lasts for a maximum of 2 weeks, thereafter luster fades! If we take off the rose-coloured glasses we see better and more: Common goals more and more often become individual ones and before long there will be no more mutual nourishing and cherishing… We take things for granted. Desires and dreams make way for expectations and hopes. Everybody is too concerned about himself and with his short-term needs, which somehow always and everywhere can be satisfied, in a way that the art of loving gets lost… and convenience takes over in the end.

What if the eternal love does not exist and we were just lead to believe in it? Is reproduction the sole purpose for falling in love? – Of course, the biological chances rise if there is a sexual attraction, which undoubtedly exists when falling in love… How is it that people developed social systems (laws and religions) which dictate eternal obligations? And why do we still believe in eternal love nowadays and desire a long and harmonious relationship? – Does infatuation imply the ability of taking care and developing unconditional love with true attention and respect?

I believe that the state of being in love (like almost everything else) can be cultivated! Every time I admire my partner there is a chance for me to fall in love with him again… It only takes true attention and respect – exactly the way it is intensively practiced in the stage of dating! Unfortunately people in love often regard their conquest as a possession… true attention and respect lapse… and claims of ownership arise… Do we really want to possess others? Can we? Aren’t we busy enough controlling ourselves? What is it that makes us dependent on others? Is it the patterns we have developed and we now enmesh ourselves in? And what motivates us to do just everything in our power to get our way? Is it the power of manipulation to control the game? – And yet the greatest compliment is somebody sharing his time willingly with me!

Actually the ability of falling in love (again and again) is very desirable… it implies no frustration whatsoever: My desires and dreams represent my individual needs and ideals, lend wings and cherish perpetual hope! The fact that nothing is predictable and everything possible creates tension! New experiences animate… I am capable of catching fire, even if it is only for a short moment and future prospers solemnly in my fantasies – it animates!

Maybe we should approach love relationships like business relations and handle the emotional level factually? Only if we talk about our desires and compare them we get to know if they are compatible… When I got to know Gian I asked him about his desires and dreams, but he didn’t answer my questions nor was he interested in mine! Because he refused to talk about emotional matters I drew up a questionnaire – maybe he is capable of writing? But also those questions never got answered… Was it not important enough for him to reply? Did he want to be noncommittal? Or was he simply afraid of feelings and emotions and therefore incapable to talk about it… and to love? – Oh dear, the thing with love wasn’t that easy as I had supposed!




 
PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!