19.08.2012

2 - Emma stellt sich vor / Emma introduces herself



2 - Emma stellt sich vor


Darf ich mich vorstellen? - Mein Name ist Emma. So habe ich schon immer geheissen und werde es auch bis zu meinem Tode… daran ändern kann ich nichts. Klar, ich könnte mir einen Künstler­namen zulegen, aber was bringt das schon? In meinem Personalausweis wird immer Emma stehen - mein Name ist und bleibt Emma!

Aber wie komme ich eigentlich zu diesem Namen? Er ist eher altmodisch, könnte folglich vererbt sein. Aber auch nach gründlicher Ahnenforschung tauchte keine Verwandte mit meinem Namen auf... Welche Erinnerungen oder Erwartungen knüpften meine Eltern wohl an diesen Namen? Ob ich sie erfüllt habe? Wer weiss, vielleicht gab es einmal die be­rühmte Opernsängerin Emma Sowieso, deren schöne Römernase trotz Namensver­wandtschaft nicht auf mich abgefärbt hat? Vielleicht war Emma auch Mutters beste Schul­freundin, mit der sie unendlich viele Abenteuer erlebt hatte und die ihr durch mich immer in Erinnerung bleiben soll? Oder könnte es doch tatsächlich sein, dass ich auf Wunsch meines Vaters Emma getauft worden bin? - Ich kann mir beim besten Willen nicht vor­stellen, dass er sich überhaupt zum Thema Namensgebung geäussert hat! Aber einen Grund muss es ja haben, weshalb ich genau auf diesen Namen getauft worden war…

Mit der Namensgebung projizieren Eltern oft ihre Wünsche und Erwartungen ins Kind. Soll ein Sohn - der den Namen des Vaters trägt, dessen Name wiederum von seinem Vater stammt - so werden wie seine Vorfahren? Oder wollen Menschen auf diese Weise unsterblich werden? Könnte es auch sein, dass Eltern erwarten, dass ihre Tochter eine ebenso erfolgreiche Künstlerin wird wie ihre Namensvetterin, nach der sie genannt wurde?! Nomen est omen - ist das nicht bereits klassische Konditionierung? Ein altes Sprichwort besagt korrekt: Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm – kann er gar nicht, aber sind wir denn Äpfel???

Also, ich heisse Emma und war nicht immer glücklich mit meinem Namen. Als Kind fand ich ihn hässlich und hatte Hemmungen ihn auszusprechen. Vor allem missfiel mir seine Verniedlichung Emmi!!! Ich drückte mich deshalb zum Beispiel vor dem Beantworten des Telefons, da wir gelernt hatten, beim Entgegen­nehmen des Anrufes uns mit unserem Namen anzumelden... Ich entwickelte sogar eine Namensphobie, so dass ich mich teilweise für andere schämte, wenn sie keinen ‘modern‘ klingenden Namen hatten und ich begann mich mit Pronomen zu bedienen, redete viele Mitmenschen mit ‘du‘ an um der Peinlichkeit auszuweichen! Ich denke, das ging oder geht nicht nur mir so - vielleicht ist das auch ein Grund für die vielen Kosenamen?

Mit der Zeit gewöhnte ich mich allmählich an meinen Namen. Nicht, dass ich ihn auf Plakate hätte schreiben wollen, aber, na ja, er war nun mal ein Teil von mir, also schien es mir vernünftiger das Kriegsbeil zu begraben und mich damit abzufinden. Am liebsten natürlich stillschweigend... oder ausweichend…

Als ich mit meiner Tochter schwanger war und mich mit der Namensgebung beschäftigte, verhinderten meine Erfahrungen einen schnellen Entschluss… Immer wieder fragte ich mich, welche Beziehung mein Kind wohl zu seinem Namen entwickeln würde… was es in 20 Jahren darüber denken würde… Inwiefern war der Name nur eine Modeerscheinung? – Ich stellte mir schon vor wie hunderte von Kindern zu mir schauen würden, wenn ich den Namen meines Kindes rufe… oder noch schlimmer, wie Lehrer den vielen gleichnamigen Kindern in einer  Klasse Nummern zur Identifizierung zuordnen würden! Heute, da die Wehen vergessen sind, möchte ich fast behaupten, dass die Entscheidung für die Vornamen die schwierigere Geburt war… Natürlich bezog ich Gian, meinen Partner, ein sich bei der Namenswahl  zu beteiligen, das war beim männlichen Namen auch kein Problem! Als ich aber meine Vorschläge für ein Mädchen machte, hatte er stets irgendeinen Grund ihn abzulehnen, da er eine schlechte Erinnerung oder unattraktives Aussehen damit assoziierte… Erst im allerletzen Moment in der Klinik, als es soweit war, entschieden wir uns für die Namen!

Inzwischen habe ich mich nicht nur an ‘Emma‘ gewöhnt - ich bin Emma geworden! So wie ich meine Person akzeptiere, habe ich auch meinen Namen lieb gewonnen. Er ist nicht nur eine Modeerscheinung, er ist kurz, prägnant und einzigartig! Wenn man über Emma spricht, fragt kaum jemand 'Emma wer?', denn es gibt wenige Frauen in meinem Umkreis mit meinem Namen. Und so bin auch ich, wie mein Name, einzigartig und unverwechselbar!





PS: Daniela Schwendner, danke fürs Korrekturlesen!





 


2 - Emma introduces herself


May I introduce myself? – My name is Emma. This always was and always will be my name until I die... I won’t be able to change it. Of course, I could get myself an alias, but what’s the difference? In my papers the name Emma will remain – my name is and stays Emma!

Actually, how did I get to my name? It is rather old fashioned and therefore could be handed over from generation to generation, but even after a thorough genealogical research no relatives with this name could be found... I wonder what memories or expectations my parents associated with it?  Have I satisfied them? Who knows, maybe once there was the famous opera singer Emma Such-and-such, who’s elegant Roman nose hadn’t rubbed off on me in spite of similarity in names? Perhaps Emma was Mum’s best school friend with whom she had shared many adventures and who she wanted to remember forever by giving me her name? Or could it possibly be that I was called Emma on request of my Dad? – I cannot even imagine that he contributed to the issue of name-giving! But surely there must be a reason why I had been baptized with this particular name...

With giving a name, parents often project their desires and expectations onto their child. Is there an intention that a son – who has the same name as his father who himself inherited it from his father – will follow in the footsteps of his ancestors? Or do humans want to become immortal in so doing? Could it also be, that parents expect their daughter to become equally successful as the artist she was named after?! Nomen est omen – isn’t that already classical conditioning? An old proverb correctly says: The apple doesn’t fall far from the tree – it simply is not able to, but are we apples???

Anyway, my name is Emma and I wasn’t always happy with it. When I was a child I didn’t like my name and avoided saying it. Most of all I hated its nickname Emmi!!! Therefore I avoided answering the phone, as we had been taught to give our full names when doing so… I even developed a phobia of names and felt ashamed for others having a strange or old fashioned name and started to use pronouns or called them ‘you’ in order to avoid an embarrassment! I guess this happened or happens not only to me - maybe that’s a reason for all those nicknames?

In the course of time I got used to my name. Not that I wanted to write it on posters, but, let’s put it this way, it became a part of me, consequently  it appeared to me more reasonable to bury the hatchet and to cope with it... preferably still tacitly… or evasively…

When I carried my daughter and was looking for a name, a speedy decision was prevented by my experience... Again and again I asked myself what relationship to its name would my child cultivate... what it would think about it in 20 years... To what extent was the name only a passing fad? – I already imagined hundreds of children looking at me when I called out the name of my child... or even worse, how teachers would use numbers to identify all those children with the same name in a class! Now, that the childbirth pains are forgotten, I would almost call finding the names a tougher birth... Of course I wanted Gian, my partner, to share his opinion, which was no problem with finding the male name! But when I made proposals for a girl’s name, he always found a reason to disagree because he associated the name with a bad experience or a plain woman... Only at the very last moment when it was happening in the clinic, did we choose the names!

Meanwhile I not only got used to ‘Emma’ – I became Emma! Just as I accepted my personality so I developed love for my name. It is not merely a passing fad - it is short, concise and unique! If someone talks about Emma, hardly anybody asks ‘Emma who?’, because there are only a few women around with my name. And like my name, also I am unique and unmistakable!





PS: Sharon Christie, thanks for helping me not getting lost in translation!


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